Menschen

«Wir wünschen uns zeit- und ortsunabhängiges Lernen»

Die kleine Theresa schaut 45 Minuten lang konzentriert auf ihr Tablet und lernt mit dem Lernprogramm für die Deutschschweizerische Gebärdensprache auf spielerische Art und Weise die Gebärdensprache.

Theresa ist zweieinhalbjährig und ein aufgewecktes Mädchen. Als sie fast sechs Monate alt war, erfuhren die Eltern Juliane und Eckhard im Unispital Zürich, dass ihre Tochter hörbehindert ist. Relativ schnell kam dann der Kontakt mit Frau Eckerli von der Erstberatung des Zentrums für Gehör und Sprache Zürich (ZGSZ) zustande. «Sie hat uns als Eltern aufgefangen und sie war die erste, die uns auf die Gebärdensprache aufmerksam gemacht hat», erklärt die Mutter Juliane. Da Theresa trotz maximaler Verstärkung durch Hörgeräte weit von einem für den Spracherwerb nötigen Hörvermögen entfernt war, entschieden sich die Eltern für Cochlea Implantate.

«Wir verwenden im Alltag die Lautsprache und wir werden uns mit den aktuell verfügbaren Lernmaterialien nie so reinhängen können, dass wir die Gebärdensprache als vollwertige Sprache beherrschen», erklärt der Vater Eckhard. Um Theresa dennoch den Zugang zur Gebärdensprache zu ermöglichen – damit sie später anhand ihrer Interessen und Fähigkeiten selbst entscheiden kann, in welche Richtung sie gehen möchte – meldeten sich die Eltern für einen Heimkurs an. Nach der ernüchternden Mitteilung, dass sie mit langen Wartezeiten rechnen müssen, organisierte die Familie eigenhändig einen privaten Kurs bei einer Gebärdensprachlehrerin.

Die Heimkurse

«Heimkurse sind eine tolle Sache für den ersten Kontakt, aber lernen kann man nicht viel, wenn kleine Kinder dabei sind und Aufmerksamkeit verlangen», erklärt die Mutter Juliane. Für den zweiten Kurs meldete sich die Familie schliesslich beim ZGSZ an und baute auf dem bereits vorhandenen Wissen auf. Neben dem Heimkurs nutzte die Familie diverse Lernbücher, um ihrer Tochter die Gebärdensprache beizubringen. «Im Buch zeigt Theresa auch auf Bilder, zu denen ich die Gebärde noch nicht kenne. Abbildungen veranschaulichen zwar, wie ich die Gebärde ausführen soll, aber eine dreidimensionale Bewegung ist nun mal nicht so einfach auf Papier erklärt. Korrektes Ausführen einer neuen Gebärde wird damit zum Glücksspiel. Aus diesem Grund sind die Bücher eher etwas für jemanden, der schon etwas gebärden kann», erklärt der Vater Eckhard.

Positive Erfahrungen haben sie mit der bilingualen Krabbelgruppe des ZGSZ gemacht, die von einer Audiopädagogin und einer gebärdenden Begleitperson betreut wird. Theresa hat so die Möglichkeit zu erleben, dass die Gebärdensprache etwas «Normales» ist. «Leider sind Angebote wie die Heimkurse oder die bilinguale Krabbelgruppe immer zeitlich begrenzt. So ist es schwierig, Erlerntes zu vertiefen. Um die Gebärdensprache weiter im Familienalltag zu verankern, suchen wir eine Möglichkeit, die Gebärdensprache selbständig und unabhängig von etwaigen Lehrplänen zu erwerben», erklärt der Vater.

Lernprogramm für Gebärdensprache

Mit dem Lernprogramm von Sonos, dem Schweizerischen Hörbehindertenverband, erhalten die Eltern zum ersten Mal die Möglichkeit, die Gebärdensprache in ihren Familienalltag zu integrieren. Ganze 45 Minuten blickt Theresa gespannt auf das Tablet und gebärdet die ihr bereits bekannten Gebärden nach. Erscheint eine neue Gebärde tippt Theresa auf das zugehörige Bild, um ihrer Mutter zu zeigen, dass sie die Bedeutung der Gebärde verstanden hat. Mithilfe der übersichtlich gegliederten Lektionen lernt die Familie nun mit verschiedenen Wort- und Satzübungen spielerisch und einfach die Deutschschweizerische Gebärdensprache. Speziell für Kinder wurden die Übungen mit Bildern aufgebaut. «Wir freuen uns, dass wir nun die Möglichkeit haben, die Deutschschweizerische Gebärdensprache zeit- und ortsunabhängig zu erlernen, um unser Sprachniveau weiter zu verbessern», so die Mutter Juliane.

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Sonos Schweizerischer Hörbehindertenverband
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