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Notruf-App für Gehörlose

Die Stiftung Alexander Graham Bell hat eine wegweisende Lösung entwickelt, um Gehörlosen in Notfallsituationen zu helfen. Erfahren Sie mehr über die App DeafVoice und ihre positiven Auswirkungen.

In einer Welt, die sich ständig weiterentwickelt, müssen auch die Lösungen für die Herausforderungen des Alltags Schritt halten. Insbesondere für Menschen mit besonderen Bedürfnissen wie gehörlose Menschen sind die modernen technischen Hilfsmittel ein Segen. So entstand die Idee zur Notfall-App DeafVoice aus der langjährigen Erfahrung von Thomas Schmid, dem Gründer der Stiftung und ehemaligen Geschäftsführer der Gehörlosenzentrale. Beat Schaub, Geschäftsführer der Gehörlosenzentrale, erklärt: «Thomas Schmid war über 30 Jahre in der Telefonvermittlung für Gehörlose tätig und hatte ein tiefes Verständnis für deren Bedürfnisse.» Die Gehörlosenzentrale begann zunächst mit der Einführung technischer Neuerungen wie Internet-Chats im Jahr 2007 und Handy-Apps ab 2010. «Während in den USA ähnliche Angebote entstanden, hinkte Europa hinterher», betont Beat Schaub. Die Idee zur DeafVoice-App folgte später.

Idee und Entwicklung der Notfall-App

Die Grundidee für die DeafVoice-App war die Weiterentwicklung von Spracherkennungsprogrammen. «Thomas Schmid erkannte, dass diese Programme immer besser wurden und gesprochene Sprache zuverlässig in Text umwandeln konnten», erklärt Beat Schaub. Obwohl er anfangs Zweifel hatte, ob eine automatisierte Telefonvermittlung ohne menschlichen Vermittler funktionieren würde, erkannte er, dass sie in bestimmten, klar definierten Notsituationen wie einem Notruf sinnvoll sein könnte. «Mit Unterstützung einer Basler Stiftung wurde das Projekt 2016 gestartet», sagt Beat Schaub.

Funktionsweise der DeafVoice-App

«Mit der dreisprachigen App DeafVoice können gehörlose Menschen in der ganzen Schweiz mit wenigen Klicks auf die Icons einen Notruf auslösen», erklärt Beat Schaub. Der Notrufende wird per GPS geortet, um schnellstmögliche Hilfe zu gewährleisten. Die App kann kostenlos im App Store von Apple oder im Play Store von Google heruntergeladen werden und benötigt lediglich eine Internetverbindung. «Im Notfall gibt der Benutzer durch Antippen der Icons die wichtigsten Informationen durch. Bei möglichen Rückfragen der Notrufzentrale kann er entweder mit Ja/Nein antworten oder einige Worte zur Erläuterung tippen. Die Icons, die er anklickt, kommen als Sprachtext – Computerstimme – in der Notrufzentrale an. Deren mündliche Antwort wird in Text umgewandelt, wie bei einem Chat, und erreicht so die Notrufenden», erklärt Beat Schaub. «Die App ist nicht nur für Gehörlose nützlich, sondern kann auch von Menschen ohne Hörbehinderung genutzt werden», betont Beat Schaub.

Vergleich mit anderen Notrufmethoden

«Die DeafVoice-App bietet viele Vorteile gegenüber herkömmlichen Notrufmethoden», sagt Beat Schaub. Sie ermöglicht eine schnelle Reaktion in Notsituationen, spart Kosten, da sie ohne Dolmetscher auskommt und eignet sich auch für grosse Notfallsituationen, da mehrere Notrufe gleichzeitig ausgelöst werden können. Allerdings: Die App braucht gewisse Voraussetzungen: «Sie benötigt eine Internetverbindung und darf nicht versehentlich ausgelöst werden», warnt Beat Schaub. Es gab sogar einen Vorfall, bei dem nach einem unbeabsichtigten Testanruf die Polizei vor der Tür stand.

Weiterentwicklung der App

Die Stiftung Alexander Graham Bell will möglichst vielen Menschen in Not helfen und arbeitet deshalb stetig daran, die App zu perfektionieren. «Die DeafVoice-App ist eine bahnbrechende Innovation, welche die Kommunikation gehörloser Menschen in Notsituationen deutlich verbessert», betont Beat Schaub. Mit über 4.000 Downloads und zahlreichen erfolgreichen Notrufen hat sie bereits einen grossen Einfluss auf das Leben gehörloser Menschen. «Die Stiftung Alexander Graham Bell und ihre Partner setzen sich weiterhin dafür ein, diese App zu perfektionieren und allen Menschen in Not zu helfen», so Beat Schaub abschliessend.