Menschen

«Niemand hat einen Plan, wie das eigentlich gehen soll»

Mit dem bilingualen Weg möchte die Familie Guggenheim ihrem Sohn den Zugang zu beiden Sprachen geben, der Gebärdensprache und der Lautsprache. Im Laufe der Zeit ist es für sie zu einer wichtigen Erkenntnis geworden, dass es nicht nur einen bilingualen Weg gibt.

Nach der Geburt ihres Sohnes, war es für die Familie Guggenheim eine Odyssee zwischen Spital und Audiopädagogik bis die Familie auf die Erstberatung traf und den Boden unter ihren Füssen zurückgewinnen konnte. «Ein grosses Problem finde ich, dass alle von bilingualer Förderung sprechen, aber niemand hat einen Plan, wie das eigentlich gehen soll», erklärt die Mutter, Noemi. Trotz der anfänglichen Stolpersteine setzten die Eltern alles daran ihrem Sohn die Sprache beizubringen. Sie kommunizieren mit Mischa in Lautsprache und benützen dazu Gebärden aus der Gebärdensprache. Die Eltern gebärdeten bereits sehr früh nach der Geburt mit ihrem Sohn Mischa. «Du gebärdest ja lange bevor ein Baby eine Antwort gibt und weisst nicht, ob es Früchte trägt», erklärt der Vater, Roger. Als Mischa zum ersten Mal gebärdete, erwärmte er das Herz seiner Eltern.

Gemeinsam mit ihrem Sohn sehen sie sich verschiedene Kinderbücher an, um mit ihm die Tiernamen zu lernen. «Das ist für mich sehr anspruchsvoll die Tiergeschichten in der Gebärdensprache wiederzugeben, ich versuche mein Bestes», lacht Roger. Und freut sich, dass sich sein Sohn so gut entwickelt. Da das Cochlea Implantat ein Hilfsmittel ist und kein vollständiges Hören ermöglicht, fördert jede Art der Kommunikation den Austausch zwischen Mischa und seiner Familie. «Besonders grossartig an der Gebärdensprache ist, dass sie vor der gesprochenen Sprache von den Kindern genutzt werden kann und Mischa uns früh zeigen konnte, dass er uns verstanden hat», erzählt die Mutter Noemi gerührt.

Da die Familie Guggenheim hörend ist, ist es für sie wichtig, dass ihr Sohn nebst der Gebärdensprache in ihrer Muttersprache mit ihnen kommunizieren kann und Kontakt zu den Menschen in seinem Umfeld aufbauen kann, die nur wenige Gebärden können. Da Mischa bereits mit dem Wortschatz der Gebärdensprache vertraut ist, fällt es ihm leichter die Lautsprache als Zweitsprache zu erlernen und neue Freundschaften zu knüpfen. Fast täglich verbringt Mischa seine Zeit bei einem Nachbarskind. Sie kommunizieren in Lautsprache. «Das CI hilft ihm zu kommunizieren. Bei fremden Kindern bin ich viel am Vermitteln», erklärt Noemi. Es sind eher die älteren Kinder, die neugierig auf die Gebärdensprache sind und sich auf Mischas Bedürfnisse einstellen können.

Mit der bilingualen Spielgruppe am SGSZ in Wollishofen ist die Familie auf ein Angebot gestossen, wo Mischa unter Gleichbetroffenen sein kann und neue Gebärden lernt. «Kürzlich hat er mir eine neue Gebärde beigebracht, da war ich sehr beeindruckt», erzählt Roger stolz. Mit dem bilingualen Weg, geben die Eltern ihrem Sohn einen Zugang zu beiden Sprachen, der Gebärdensprache und der Lautsprache. So kann ihr Sohn jederzeit, auf die Gebärdensprache zurückgreifen. «Wenn Mischa undeutlich spricht, macht er eine Gebärde und wir denken uns wieder ’super, dass er gebärden kann’», erzählt Noemi. Für die Familie ist es im Laufe der Zeit zu einer wichtigen Erkenntnis geworden, dass es nicht nur einen bilingualen Weg gibt, sondern, dass jede Familie für sich selbst herausfinden muss, wie sie den bilingualen Weg gehen möchte.

Roger gebärdet
Pizza

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