Die Kundschaft eines Hörakustikers kommt bei der Erklärung der individuellen Hörergebnisse – auch bekannt als Hörtest – oft ins Schwanken. Fachchinesisch verstehen diese nun mal nicht.
Yazid Moumene, Hörakustiker der Hörmittelzentrale Bern achtet darauf, dass die Kundschaft über den aktuellen Hörverlust im Detail informiert ist. «Ich erkläre, anhand des Hörtests, wo der Hörverlust auftritt und wie hoch das restliche Hörvermögen noch ist. Fachbegriffe verwende ich kaum. Die Kundschaft klären wir über ihre Situation so einfach wie möglich auf, damit alle Fragen beantwortet werden können ohne eine Hörsituation zu dramatisieren. Unsere Kunden sollen fachmännisch und neutral informiert werden.», so Yazid Moumene, seit 27 Jahren als Hörakustiker tätig.
Hörverlust erkennen
Das Audio- und Sprachaudiogramm zählt zu den klassischen Hörtests, welche bei Hörakustikern, HNO-Ärzten oder Kinderärzten zum Analysieren des aktuellen Hörverlusts benötigt wird.
Von den vielen verfügbaren Testmöglichkeiten hat das Audio- und Sprachaudiogramm für Hörakustiker mehr auszusagen. Anhand des Tonaudiogramms wird die Hörsituation mit einem speziell angefertigten Kopfhörer ausgeführt. Die Messung erfolgt vom Mittelohr bis in das Innenohr gleichzeitig sowie auch separat. Bei der Messung werden die sieben genormten Frequenzen 125 – 250 – 500 – 1000 – 2‘000 – 4‘000 und 8‘000 Hertz (Masseinheit für die Tonhöhe; d.h. sie verlaufen in Oktavschritten) einzeln gemessen.
Diese Frequenzen sind im Audiogramm in der Y-Achse des Diagramms aufgezeichnet. Die Messpunkte werden für das linke und das rechte Ohr getrennt linear gesetzt. Die rechte Hörkurve wird mit der Farbe Rot und die linke mit der Farbe Blau markiert. «Wichtig zu erwähnen ist, dass die Tonlagen nicht alle denselben Prozentwert in der Hörverlust-Bewertung für die Ohrenärzte haben.», erklärt Yazid Moumene, seit 10 Jahren bei der Hörmittelzentrale AG berufstätig.
Die hohen Tonlagen sind für das Sprachverstehen wichtig, vor allem für das Verstehen von Konsonanten (b, c, d usw.). Tiefe Tonlagen decken das Verstehen und Hören der Vokale (a, e, i, o, u) und auditiven Wahrnehmungen ab.
Gemessen wird bei einem Hörtest nicht das restliche Hörvermögen, sondern der aktuelle Hörverlust. In der X-Achse wird der Hörverlust in Anzahl –dB markiert. Bei -20 dB ist der Hörverlust gleich 20 dB. Die Hörkurve wird dann für das linke und das rechte Ohr in den vorgegebenen Farben linear markiert. Das Audiogramm zeichnet den Hörverlust ohne zusätzliche Hörhilfe auf. Anhand der Hörkurve kann dann der aktuelle Hörverlust für die sieben genormten Frequenzbereiche festgelegt werden. «Es gibt viele verschiedene Arten von Hörtests. Als Hörakustiker benötige ich im Geschäftsalltag jedoch nur das Audio- und Sprachaudiogramm.», so Yazid Moumene.
Die Sprachbanane
Nebst dem klassischen Audiogramm wird auch ein Sprachaudiogramm erstellt. Beim Sprachaudiogramm wird gemessen, wie gut verbale Ausdrücke mit und ohne Nebengeräusche verstanden werden. Das Sprachaudiogramm steht mit dem Audiogramm immer in Zusammenhang. Die tiefen Tonlagen decken das Verstehen von Vokalen ab, während die hohen Tonlagen für die Konsonanten zuständig sind. Mit einer Sprachbanane, welche im vorangefertigten Audiogramm, kann der Frequenzbereich für Vokale und Konsonanten zugeteilt werden. Anhand der Sprachbanane und der eingezeichneten Hörkurve erkennt man auch, wo die Kundschaft Schwierigkeiten im Sprachverstehen hat. Nebst der Sprachbanane wird auch ein eigenständiges Sprachaudiogramm erstellt.
Einstufung Hörverlust
«Die Einstufung des Hörverlusts verläuft ganz individuell. In den Hörmittelzentralen haben wir unsere Einteilung, ab wann jemand leicht bis hochgradig hörbehindert ist.», schildert Yazid Moumene.
Bei einem Hörverlust bis zu 20 dB ist man noch im normalen Bereich. Zwischen 20 bis 40 dB ist individuell eine leichte bis mittelgradige Hörbehinderung erkennbar. Mittelgradige Hörbehinderungen betragen bis zu 60 dB Hörverlust. Ab 60 bis 100 dB ist ein hochgradiger Hörverlust vorhanden. Über 100 dB gilt eine nahe an der Taubheit grenzende Hörbehinderung.
Die normale Hörschwelle liegt bei 0 dB. Das Ticken einer Uhr geht bereits bis zu 20 dB. Eine Unterhaltung liegt bei 60 dB. Ab einem Hörverlust von über 60 dB ist die Teilnahme an einer Unterhaltung ohne Hörhilfe kaum mehr machbar. Mit einer Hörhilfe kann jedoch nachgeholfen werden.
So suchen Hörakustiker passende Lösungen
«Als erstes benötige ich einen aktuellen Hörtest des Kunden.», erklärt der erfahrende Hörakustiker in der Filiale Bern. «Um eine individuelle Lösung anzustreben, ist zuerst eine detaillierte Analyse der aktuellen Situation notwendig. Die Kunden haben individuelle Ergebnisse und Bedürfnisse. Für jeden Kunden muss eine passende Lösung gefunden werden.» sagt Yazid Moumene.
Die Hörhilfen stimmen sich individuell auf die Situation und Bedürfnisse der Kunden ab. Für leicht- bis mittelgradige Hörbehinderungen steht eine grosse Auswahl an Hörgeräten zur Verfügung. Bei starken Hörhilfen wird die Auswahl geringer. Die Kunden sind sich dessen oft nicht ganz bewusst, dass für die Hörsituation eine individuelle Hörversorgung benötigt wird. Auch Vergleiche (z.B. kostenloses Probetragen) sind von Vorteil. Jede Hörgeräte-Marke hat ihre Besonderheiten. «Wir analysieren die Bedürfnisse unserer Kunden sowie spielen unsere Erfahrungswerte ebenfalls eine Rolle. Anhand unseres Erfahrungspools können wir für unsere Kunden die passende Lösung finden.», schliesst Yazid Moumene ab.