Rückblick Fachtagung «Hörbehinderung und Arbeit» 2018
Die Fachtagung «Hörbehinderte erfolgreich in den Arbeitsmarkt integrieren» verwandelte die Hochschule für Wirtschaft in Luzern am 14. Juni 2018 in eine Austauschplattform für Arbeitgeber, Mitarbeiter, Fachstellen für Menschen mit einer Hörbehinderung und die zuständigen Instanzen (IV- und RAV-Stellen).
Mit der Fachtagung möchten die Veranstalter Sensibilisierungsarbeit leisten. «Durch die Bedenken der Arbeitgeber ist für Menschen mit einer Hörbehinderung der Zugang zu einer Arbeitsstelle erschwert. Auch sind Personalvermittler nicht immer ausreichend über die Kommunikationsbedürfnisse von Menschen mit einer Hörbehinderung informiert», erklärte Andy Helbling, Moderator und Fachmann für Arbeitsintegration der BFSUG Zürich. Mit der Podiumsdiskussion, die im Anschluss an die Begrüssung von Andy Helbing, stattfand, hatten der Arbeitgeber René Inderbitzin und zwei Arbeitnehmer die Möglichkeit das Publikum über ihre Kommunikationssituation am Arbeitsplatz zu informieren.
«Stephan ist mit seiner Persönlichkeit eine Bereicherung für unser Team. Zu Beginn ist es mir oft passiert, dass ich auf eine Bauzeichnung gezeigt und gleichzeitig mit Stephan geredet habe, ohne mich ihm zuzuwenden. Nun haben wir Grundregeln für eine barrierefreie Kommunikation formuliert. Ich finde, es ist ein Umdenken bei den Firmen erforderlich, damit sie hörbehinderte Menschen einstellen», betonte René Inderbitzin. Die grösste Herausforderung für René ist es, kurze und leicht verständliche Sätze zu formulieren, um seinem Mitarbeiter das Lippenlesen zu vereinfachen.
Die Erfolgsquote beim Lippenlesen liegt bei 30-35 %. Der Rest wird durch die Kombination von visuellen Sinneseindrücken und Raten erschlossen. Mirjam Münger, Sozialarbeiterin der BFSUG Bern, verdeutlichte in ihrem Workshop die Herausforderung für Menschen mit einer Hörbehinderung, einem Gespräch auf lautsprachlicher Basis zu folgen. Die Teilnehmer hatten im Rahmen ihres Workshops die Gelegenheit, sich beim Lippenlesen und der Formulierung von kurzen und leicht verständlichen Sätzen auszuprobieren. «Ich habe in meiner Beratung eine hörbehinderte Klientin. Für mich ist es nun klar, warum sie nach einem Gespräch so müde ist», bemerkte eine Teilnehmerin.
Die Teilnehmer der Fachtagung erhielten umfassende Informationen über bestehende Dienstleistungen und zu den spezifischen Kommunikationsbedürfnissen von Menschen mit einer Hörbehinderung. Das Ziel der Unterstützungsangebote ist es, gute Gesprächsbedingungen für Menschen mit einer Hörbehinderung zu schaffen und bestehende Barrieren auf dem Weg in den Arbeitsmarkt zu abzubauen. «Ich bin heute hier, um zu erfahren, wer sich für Menschen mit einer Hörbehinderung einsetzt und wo sich die Betroffenen Unterstützung holen können. Für mich ist es wichtig, dass ich jetzt achtsamer in der Beratung mit Betroffenen umgehe», erklärte die Personalberaterin Liliane Provenzano.
Der Schweizerische Hörbehindertenverband Sonos bedankt sich herzlich für die gute Zusammenarbeit mit dem Organisator der Fachtagung, der BFSUG Luzern, mit den Referenten Corinne Pinezich, Pädagogische Leitung der Stiftung Uetendorfberg; Kathrin Bertschi, Leiterin Schriftdolmetschen von pro audito Schweiz und mit den Leitern der Workshops Mirjam Münger, Sozialarbeiterin bei der BFSUG Bern; Christa Notter, Leitung und Organisation der Sprachschule Dima Zürich; Markus Wyss, Rektor der Berufsfachschule für Lernende mit einer Hör- und Kommunikationsbehinderung (BSFH) und bei Ruedi Graf, Regionalleiter D-CH des SGB-FSS.