Sport

Christian Krause: Sport mit einem Bein

Christian Krause treibt Wasserballsport mit nur einem Bein. Sein linkes Bein ließ er amputieren. Doch das hält ihn nicht davon ab, aktiv Sport zu treiben. Christian erzählt.

Christian Krause ist mit 47 Jahren aktiver Wasserballsportler. Zudem spielt er noch Badminton und nimmt in beiden Sportarten regelmäßig an Meisterschaften teil. Doch das ist nichts Besonderes. Das Besondere an ihm ist, dass er in seinem 17. Lebensjahr sein linkes Bein verloren hat. Seitdem läuft und spielt Christian mit einer Prothese. Doch wenn er Wasserball spielt, spielt er nur mit seinem gesunden Bein. Im Gespräch mit hearZONE spricht Christian über seine sportlichen Erfolge und wie er sein linkes Bein verloren hat.

Kannst du uns kurz etwas über dich erzählen?
Christian Krause: Ich bin in Oldenburg geboren, aber in Bremen aufgewachsen. In Bremen habe ich auch die Gehörlosenschule besucht. Später bin ich dann auf die Gehörlosenschule Osnabrück und auch auf das dortige Internat gewechselt. In meinem dritten Lebensjahr bin ich durch die Kinderkrankheit Mumps an einer Mittelohrenzündung ertaubt. Seitdem trage ich Hörgeräte.

Wie bist du das erste Mal mit der Gebärdensprache in Kontakt gekommen?
Christian: Das erste Mal bin ich in der Gehörlosenschule in Osnabrück damit in Berührung gekommen. Die Gebärdensprache habe ich Anfangs von meinen Mitschülern abgeschaut und dann konnte ich sie selbst schnell beherrschen sowie anwenden.

Du hast ja nur ein Bein. Wie und wo hast du das linke Bein verloren?
Christian: Im Juli 1987 bin ich bis zur linken Hüfte amputiert worden und trage seitdem eine Beckenprothese damit ich eine Prothese zum Laufen benutzen kann, ohne im Rollstuhl zu sitzen. Ich hatte einen gutartigen Blutgefäßtumor. Da ich keine Chemotherapie wollte, wurde mir das Bein in einer 3,5-stündigen Operation entfernt, dabei habe ich 2,5 Liter Blut verloren.
Danach habe ich insgesamt zehn Wochen in der Uni-Klinik Hamburg-Eppendorf in der Krebsstation Onkologie verbracht. Dort habe ich dann auch das Laufen mit der Prothese gelernt.

Im Alter von 14 Jahren haben die Schmerzen angefangen. Mit 17 Jahren habe ich mich dann entschieden, mir das Bein abnehmen zu lassen. Heute ist alles gut überstanden und ich bin mit der Prothese zufrieden. Ich bin so wie ich bin und wie die anderen auch. Ob ich ein oder zwei Beine habe, wichtig ist, dass das Leben weiter geht. Dank der Prothese kann ich auch ganz normal Fahrradfahren.

Du spielst Wasserball, was mit einem Bein echt beachtenswert ist. Schränkt dich das ein?
Christian: Ich habe keinerlei Einschränkung, da ich keine Hilfe benötige. Im Jahr 2001 habe ich das erste Mal Wasserball gespielt. Der GSV Hildesheim wollte mich damals unbedingt für die Wasserball-Mannschaft haben. Also bin ich dann der Mannschaft beigetreten, weil sie zu wenig Spieler und keine Top-Leute hatten. Ich schwimme zum Ausgleich mit der Schwimmflosse. 2007 wechselte ich dann zum GSV Hannover. Als ich aufhörte, habe ich 2015 mein Comeback beim GSV Bremen gefeiert. Heute bin ich einer von elf Spielern und Wasserballleiter vom GSV Bremen.

Erzähl uns etwas über deine sportlichen Erfolge und was du im Sport erlebt hast.
Christian: Dank der Hilfe der Badmintonleiterin, die mich sehr im Badminton unterstützt hat, konnte ich einige Erfolge feiern. Besonders im Jahr 2013. Dort habe ich bei den Deutschen Gehörlosenmeisterschaften mehr in Schleswig teilgenommen. Dort habe ich dann im Doppel mit Uwe Hansen aus Husum den dritten Platz belegt.
Zudem war ich als Behindertennationalspieler bei neun Länderspielen erfolgreich. Bei der Europameisterschaft in Spanien 2014 habe ich die Vorrunde auf dem dritten Platz abgeschlossen. Danach habe ich meine Karriere in der Nationalmannschaft beendet, weil ich Differenzen mit dem Nationaltrainer hatte.

Ich treibe aber noch weiter Badminton beim GSV Bremen. Mit dem GSV Bremen habe ich dann auch das erste Mal den zweiten Platz im Wasserball geholt. Außerdem bin ich Teammanager bei einem hörenden, türkischen Ü40 Fußballverein in Bremen.
Wasserball ist derzeit noch nicht sehr beliebt bei den Hörbehinderten. Derzeit gibt es nur vier Wasserballvereine für Gehörlose.

Findest du es schade, dass die Sportart nicht so beliebt ist?
Christian: Die heutige Gesellschaft verändert sich. Zudem spielen die meisten lieber Fußball.

Was wünschst du dir für die Zukunft des Wasserballs?
Christian: Ich hoffe, dass immer mehr Vereine entstehen und sich mehr Menschen für Wasserball interessieren.

Was sind deine nächsten Ziele mit deinem Verein?
Christian: Mein Ziel ist es, Deutscher Gehörlosenmeister im Wasserball zu werden. Letztes Jahr bin ich leider knapp daran gescheitert, doch ich werde weiter hart arbeiten, um mein Ziel dieses Jahr zu erreichen.

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