Sabine Bino ist selbständige Maltherapeutin und bietet in ihrem Atelier Seminare, Gruppen- und Einzeltherapien für Gehörlose, Schwerhörige und Hörende an.
Im liebevoll eingerichteten Atelier empfängt sie die Kunden mit Tee, Kaffee, frischen Früchten und Naschereien. «Sobald meine Kunden das Atelier betreten, dürfen sie sich Zeit nehmen, den Alltag hinter sich lassen und ihr Anliegen, das sie in der Maltherapie bearbeiten möchten, mitteilen», so Sabine.
Start in die Selbständigkeit
Als Sozialpädagogin ist ihr der Umgang mit Menschen aller Schattierungen vertraut. Sabine arbeitete viele Jahre in Leitungsfunktionen, doch fehlte ihr zunehmend die Zeit für den persönlichen Bezug zu den Menschen. «Das war nicht mein Ziel», so Sabine. Ein Beitrag zum Thema «Maltherapie» hat sie überzeugt, dass diese Therapieform hervorragend zu Gehörlosen passt. Schweizweit gab es noch keine diplomierte gehörlose Maltherapeutin. Sabine: «Mit meiner Gebärdensprachkompetenz kann ich eine direkte Kommunikation in der Therapie ermöglichen».
Die Ausbildung zur diplomierten Maltherapeutin am Institut für Humanistische Kunsttherapie (IHK) schloss sie 2015 erfolgreich ab und erlangte weitere Zertifikate und Diplome in diesem Bereich. Seit 2012 arbeitet sie zu 40% als Kunst- & Maltherapeutin im Gehörlosendorf Turbenthal. Die Teilzeitanstellung ermöglichte es Sabine, den Traum eines eigenen Ateliers zu verwirklichen. Um die Fixkosten und das Risiko tief zu halten, mietete sie sich in einem Atelier einer anderen Therapeutin in Bauma ein. «Der Sprung in die Selbständigkeit verlangt viel Geduld und Energie und es muss einem bewusst sein, dass der persönliche Einsatz wohl nicht mit Geld ausgeglichen wird», erklärt Sabine. Zudem gilt es, Fragen zur Vorsorge und zur Krankenversicherung sorgfältig abzuwägen.
Die Herausforderungen
Im ersten Jahr hat sie in erster Linie ihr Angebot beworben und konnte die laufenden Kosten durch die noch tiefen Einnahmen decken. Mund-zu-Mund-Propaganda, Flyer und eine einfache Homepage machten ihr Angebot bekannter. «Die grösste Hürde war das Geld. Ich habe ohne Startkapital begonnen und mir im zweiten Jahr monatlich gerade mal CHF 50.- ausbezahlt». Aus finanzieller Sicht lohnt sich die Teilselbständigkeit kaum. Sabine macht grosse Abstriche bei der Altersvorsorge. Bei Krankheit und Ferien entfallen die Einnahmen und der administrative Aufwand ist gross. Die positiven Rückmeldungen ihrer Kunden motivierten sie trotzdem, einen Schritt weiter zu gehen. Sabine entschied sich ein eigenes Atelier an einem zentraleren, verkehrstechnisch gut gelegenen Ort zu suchen.
Tatkräftige Unterstützung
Mit dem Startkapital von Stiftungen, die sie angeschrieben hatte, konnte sie den Umbau einer ehemaligen Werkstatt in Uster finanzieren. Zudem erhielt sie von ihrem Partner und von Freunden tatkräftige Unterstützung. «Aufgrund der begrenzten Finanzen haben wir vieles selbst renoviert», so Sabine. Das neue Atelier wurde 2016 eröffnet. Stolz ist sie auf die neue Homepage, bei der nun alle Informationen auch in Gebärdensprache abrufbar sind. Sabine fasst zusammen: «Die mentale Einstellung ist wichtig. Man wird als Maltherapeutin nicht reich. Zentral sind für mich der Spass an meiner Tätigkeit und die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit meinen Kunden.»