Ein Filmabend in Zürich, der keine Worte braucht: «Salt & Pepper» zeigt, wie berührend Stille sein kann, mit Bildern, die verbinden, und Gesten, die Geschichten erzählen
Premiere in Zürich
Der Kinofilm «Salt & Pepper» feierte am 23. Mai 2025 im Zürcher Arthouse Movie 2, Nägelihof 4, seine Premiere. Der Saal füllte sich mit einem Publikum, das sich auf eine besondere Erfahrung freute: ein Film in norwegischer Gebärdensprache, deutsch untertitelt, mit einem Ensemble aus internationalen Schauspielerinnen und Schauspielern. Produziert wurde der 70-minütige Film von Michel Laubacher, Regie führte Con Mehlum, und als Director of Photography (DoP) war Stanko Pavlica für die gesamte Bildgestaltung verantwortlich.
Die Sprache der Bilder
Wenn Stanko über seine Arbeit spricht, beginnen seine Hände fast unwillkürlich mitzuerzählen. Als Director of Photography (DoP) ist er gewohnt, Geschichten nicht mit Worten, sondern mit Bildern zu erzählen, mit Licht, Schatten und Blickwinkeln, die mehr sagen als jeder Dialog. Vor Kurzem verbrachte er sechs Wochen in Norwegen, um an einem aussergewöhnlichen Filmprojekt mitzuarbeiten: einem Kinofilm mit gehörlosen Schauspielerinnen und Schauspielern in der Hauptrolle. «Ich war verantwortlich für die gesamte Bildregie, ich habe die Vision des Regisseurs in Bilder übersetzt, die berühren», erklärt er.
Präzision in jeder Bewegung
Doch was passiert, wenn Sprache nicht gesprochen, sondern mit Händen, Mimik und Gestik erzählt wird? Genau das faszinierte Stanko an diesem Projekt. «Die Arbeit mit dem Team war unglaublich respektvoll und professionell», erzählt er. «Wir mussten jede kleinste Bewegung genau planen. In der Gebärdensprache ist jede Handbewegung, jede Kopfhaltung eine Botschaft. Das macht die Bildgestaltung viel anspruchsvoller als bei gesprochenen Szenen.» Am Set war die Kommunikation präzise und konzentriert: Positionen, Blickrichtungen, die exakte Abfolge der Gebärden, alles musste sitzen. «Anfangs war es eine Herausforderung», sagt Stanko. «Wir kannten uns nicht, mussten erst ein Rhythmusgefühl entwickeln. Nach zwei Wochen lief alles fast wie von selbst.» Die Schauspielerinnen und Schauspieler kamen aus verschiedenen Ländern Europas und darüber hinaus, was das Projekt noch vielfältiger und lebendiger machte. Ihre unterschiedlichen kulturellen Hintergründe bereicherten die Zusammenarbeit und brachten neue Perspektiven ans Set.
Ein Film der verbindet
Der Film selbst erzählt die Geschichte von drei Paaren, die sich nach langer Zeit wiedersehen. Ein harmloses Abendessen entwickelt sich zu einem emotionalen Kammerspiel, bei dem lang verdrängte Konflikte aufbrechen. «Die Spannung baut sich langsam auf, bis sie in einem intensiven Höhepunkt explodiert», beschreibt Stanko. Trotz oder gerade wegen der stillen Sprache ist der Film für hörende Menschen bestens zugänglich. Untertitel in mehreren Sprachen machen ihn international verständlich, doch die eigentliche Kraft liegt in den Bildern, Blicken und Gesten. «Viele Zuschauer sagten mir, dass sie zum ersten Mal wirklich gesehen haben, was Kommunikation bedeuten kann», erzählt er. Die Resonanz war überwältigend: Oslo, Nairobi, Hongkong, Stockholm, Madrid, überall wurde der Film gefeiert. «Es war unglaublich, die Reaktionen mitzuerleben. Diese Energie spürt man noch Wochen später», so Stanko.
Blick in die Zukunft
Auch für die Zukunft hat Stanko klare Wünsche: «Ich hoffe, dass es in der Schweiz mehr mutige Kinoproduktionen gibt, die neue Wege gehen. Ich möchte zeigen, dass Inklusion und künstlerische Qualität kein Widerspruch sind.» Die Premiere in Zürich bleibt ihm dabei in bester Erinnerung. «Es war ein Abend voller Emotionen und Begegnungen, die mir lange bleiben», erzählt er. «Diese Nähe, dieses gemeinsame Staunen, genau dafür mache ich Filme.» Norwegen hat ihn auch als Mensch geprägt. «Ich habe gesehen, wie stark Geschichten verbinden können, egal in welcher Sprache», resümiert er. Mehr über Stanko Pavlica und seine filmische Arbeit: www.focusfilm.ch
