Menschen

«Ich lebe den amerikanischen Traum vom Tellerwäscher zum Millionär»

Er ist kein Fremder. Im Gehörlosensport kennen ihn viele. Der Abenteuerlustige startete eine Reise nach Kanada. Kevin Kalz erzählt uns etwas von sich und seinen Plänen.

Das Leben des gebürtigen Stolbergers ist ab dem Alter von zwei Jahren durch eine Hörbehinderung geprägt. Bereits in der Kita in Aachen kam der aufgeweckte Junge mit der Gebärdensprache in Kontakt und wuchs so bilingual auf. «Es war ganz normal für mich, die Gebärdensprache zu erlernen», lacht Kevin. «Dass ich diese Sprache lernen durfte, ist ein Gewinn für mich.» Die Grundschule besuchte er in der direkt neben der Kita, liegenden David-Hirsch-Schule.

2003 zog er nach Dortmund in das Internat LVR und besuchte bis 2009 die Rheinisch-Westfälische Realschule für Hörbehinderte. In diesen sechs Jahren baute Kevin den größten Teil seines heutigen Freundeskreises auf. Im Anschluss zog er nach Essen, um am Rheinisch-Westfälischen Berufskolleg sein Fachabitur im Wirtschaftsbereich zu absolvieren. Kevin liebt Fußball, so trat er 2012 dem Fußballverein GSF Wuppertal – Dönberg bei und blieb sportlich aktiv.

2013 beschloss Kevin auf Entdeckungstour zu gehen und den Bildungsbereich zu verlassen. «Ich wollte etwas von der Welt sehen, etwas erleben. Weil die meisten nach Australien reisen, flog ich nach Peru». Spanisch lernte er am RWB. So war er für seine grosse Reise und das Auslandsjahr bestens vorbereitet.

2014 kehrte Kevin zurück nach Deutschland und suchte nach einer Arbeitsstelle, die ihm zusätzlich eine Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement ermöglichen konnte. «Ich habe 300 Bewerbungen verschickt aber niemand wollte mich», übertreibt Kevin belustigt. «Also fragte ich meinen Vater, ob ich in seinem Familienunternehmen HWP-Service eine Ausbildung zum Kaufmann beginnen darf.» Gesagt, getan. Sein Vater willigte ein. Kevin machte dann eine verkürzte Ausbildung. Den Arbeitsplatz teilte er mit seinem Bruder und seiner Stiefmutter. Während seiner Ausbildung besuchte er das Berufskolleg in Eschweiler und lernte dort zusammen mit Hörenden. «Ich kam sehr gut zurecht. Die Schule respektierte meine Hörbehinderung», ergänzt er.

Im Juni 2016 feierte er seinen Abschluss, war einer der besten Absolventen seines Jahrganges. Kevin meint, er möchte in ferner Zukunft ein eigenes Unternehmen gründen, wo er glücklich und zufrieden seinen Traumberuf ausleben kann. In welchem Wirtschaftssektor sein Unternehmen angesiedelt sein soll, da ist er sich noch unschlüssig.

Für die Zeit nach der Ausbildung schmiedete Kevin aber ganz andere Pläne. Der Aufenthalt in Peru stellte ihn nicht ganz zufrieden. «Ich plante mit zwei Freunden eine weitere große Reise. Beide sind dann von der Idee abgesprungen», erzählt er. Ihm wurde vorgeschlagen, das völkerfreundliche Kanada zu bereisen. Er bekam bereits eine feste Arbeitsstelle als Hilfskoch und Tellerwäscher im Skihotel «Gondola» in Banff. «Ich lebe den amerikanischen Traum vom Tellerwäscher zum Millionär», lacht Kevin.

Aber nicht nur Kanada ist sein Reiseziel. Für die etwa zwei Jahre dauernde Reise plant der junge Mann ein Abstecher nach Detroit, Miami oder Hawaii. Weiter dann bis nach Südamerika, wo er dann seine Freunde in Peru besuchen möchte. «Ich werde zwischendurch arbeiten müssen, um die Reise zu finanzieren», schildert Kevin. «Ich möchte Mitreisende finden, damit ich zusammen in einer kleinen Gruppe reisen kann! Ich möchte gucken, dass ich Hörbehinderte treffen kann und ASL erlernen darf.» Auf seiner Facebook-Seite «Kevin – The Bummer» und in der hearZONE-Zeitschrift wird er über seine Reise berichten. «Man soll das Leben so leben, sodass man auf dem Sterbebett nichts bereut», schließt Kevin das Gespräch ab.

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