Dr. Magteld Smith wurde in Douglas, Südafrika, geboren und kam bereits mit Hörproblemen zur Welt. Im Alter von drei Jahren bestätigten die Ärzte bei der heute 48-jährigen schließlich einen starken Hörverlust. Trotz der niederschmetternden Prognose der Ärzte – Magteld sei «bildungsunfähig» und gehöre in ein Heim – weigerten sich ihre Eltern, diesen Umstand zu akzeptieren.
Nachdem sie zahlreiche Spezialisten konsultiert hatten, begannen sie mit ihrer Tochter mit allen Mitteln die ihnen zur Verfügung standen eine Sprachtherapie zu Hause. Doch trotz ihrer Hörgeräte blieb Magteld immer auf das Lippenlesen angewiesen und besuchte schließlich eine Gehörlosenschule. Nach ihrem erfolgreichen Schulabschluss, erfuhr sie erstmals von den Möglichkeiten eines Cochlea Implantats (CI). Doch erst als sie 2008 durch eine Meningitis den Rest ihrer Hörfähigkeit einbüßte, wurde ihr bewusst, dass sie an einem entscheidenden Wendepunkt angekommen war.
Das Cochlea Implantat – ein Weg zurück aus der Stille
Obwohl Hörgeräte für Magteld nie eine optimale Lösung waren, zog sie ein Cochlea Implantat erst in Erwägung, als sie ihre Hörfähigkeit vollständig verloren hatte. 2009 wurde der Südafrikanerin von einem HNO-Team, unter der Leitung von Professor André Claassen und Dr. Lain Butler, im Universitätskrankenhaus in Bloemfontein an der University of the Free State ein Cochlea Implantat eingesetzt. «Als der Audioprozessor eingeschaltet wurde, war dies ein surreales Erlebnis für mich. Ich konnte Geräusche hören, die ich noch nie zuvor gehört hatte. Seither hat sich meine Lebensqualität erheblich verbessert», beschreibt Magteld ihre überwältigenden Erlebnisse nach der Aktivierung des CI. «Der Rektor und Vizekanzler der University of the Free State, Professor Jonathan Jansen, saß beim Einschalten an meiner Seite und teilte meine Freude und Begeisterung.»
Ein Cochlea Implantat sendet die vom Audio-Prozessor empfangen Klanginformationen als Impulse an die Elektroden in der Cochlea. Diese Elektroden stimulieren den Hörnerv direkt, der wiederum die auditiven Informationen an das Gehirn weiterleitet. Dort werden Sie als akustisches Ereignis wahrgenommen.
Akademische Laufbahn dank Cochlea Implantat
Heute ist Dr. Magteld Smith als Wissenschaftlerin im Bereich der medizinischen und sozialen Forschung in der Abteilung für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde an der University of the Free State tätig. Sie arbeitet momentan am sozialmedizinischen Modell der Weltgesundheitsorganisation zur Internationalen Klassifikation der Arbeitsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) und untersucht dabei unterschiedliche Faktoren, die im Zusammenhang mit Taubheit und implantierbaren Hörlösungen stehen.
Trotz ihres beeinträchtigten Hörvermögens vor der Implantation machte Magteld 2005 ihren Masterabschluss in «Development Studies» an der Fakultät für Wirtschaft und Management der University of the Free State. 2007 folgte ein weiteres erfolgreiches Masterstudium in «Governance and Political Transformation» an der geisteswissenschaftlichen Fakultät. Sie war und ist damit die erste gehörlose Südafrikanerin mit zwei Masterabschlüssen und einem Doktortitel.
Zudem erhielt Magteld kürzlich das Hubert H. Humphrey Fullbright-Stipendium, das vom US- amerikanischen Außenministerium verliehen wird und verbrachte 14 Monate in den USA. Im Rahmen des Stipendiums hielt sie dort an verschiedenen Universitäten Vorträge. «Vor meiner Implantation wäre ich niemals in der Lage gewesen relativ mühelos einem Vortrag zu folgen, geschweige denn, selber Vorträge zu halten», erklärt Magteld. „Ohne das Implantat hätte ich meine derzeitige Position niemals erreichen können.»
Im Juni hielt Magteld anlässlich der «13th International Conference on Cochlear Implants and Other Implantable Auditory Technologies» in München, eine Podiumspräsentation und stellte ein E-Poster vor. Ende Juli, leitete sie eine Podiumspräsentation bei der «5th International Conference of the Coalition for Global Hearing Health», die in Oxford, Großbritannien, stattfand.
Die Geräusche der Natur
Nicht nur Magtelds Karriere hat sich nach der Implantation dramatisch verändert, sondern auch ihr Sozialleben. Die Mutter einer 22-jährigen Tochter genießt es, den Klängen der Natur zu lauschen. Das erste Zwitschern der Vögel, das Plätschern von Wasser oder das Knirschen von Kies unter ihren Schuhen waren für sie unglaubliche Hörerfahrungen. Auch die Kommunikation mit ihren Angehörigen und Freunden hat sich völlig verändert: «Ich bin jetzt wieder in der Lage zu telefonieren. Als ich das erste Mal nach der Implantation mit meiner 76 Jahre alten Mutter am Telefon sprach, glaubten wir beide zu träumen. Es war großartig, meine Mutter sagen zu hören: «Ich liebe Dich, es ist wie ein Wunder!’ Diese Erfahrung lässt sich nicht in Worte fassen, außer, dass sie absolut fantastisch ist.»
Neuer Audioprozessor – viele Vorteile
Magteld trägt inzwischen den neuen RONDO-Audioprozessor, den weltweit ersten Single-Unit- Prozessor für Cochlea Implantate. «Der Rondo ist kaum sichtbar und wesentlich diskreter als die klassischen Hinter-dem-Ohr-Prozessoren. Da man es leider immer noch mit Menschen zu tun hat, die Nutzer eines Hörimplantat-Systems mit Misstrauen und Argwohn begegnen, ist mein tägliches Leben dadurch erheblich einfacher geworden. Aus irgendeinem Grund sind die Menschen vom RONDO besonders fasziniert und es scheint ihnen leichter zu fallen, Fragen darüber zu stellen. Außerdem kann ich meine Brille jetzt viel bequemer tragen», so Magteld.
Das kompakte Design des Prozessors bietet CI-Trägern ein ganz neues Tragegefühl: «Es gibt kein ‚Schweregefühl’. Morgens lege ich den Prozessor als aller erstes an und nehme ihn erst wieder ab, wenn ich abends in mein Kopfkissen sinke. Das Mikrofon befindet sich an einer anderen Stelle als bei meinem früheren Prozessor und kann ganz nach meinem Bedarf positioniert werden, das ist die reinste Zauberei. Ich kann den Gesang von drei verschiedenen Vögeln gleichzeitig hören, zusammen mit dem Geräusch meiner Schritte und denen meiner Hunde.»
Bis zum heutigen Tag ist Dr. Magteld Smith glücklich, dass sie sich für die Implantation entschieden hat, und sie ist stolz auf alles, was sie bisher erreicht hat. «Meine Taubheit war eine traumatische Erfahrung, durch die mein gesamtes Leben von Frustration, Angst, Depression, Einsamkeit und Isolation geprägt war. Dies führte dazu, dass ich mich immer mehr von Gleichaltrigen, Freunden und Kollegen zurückgezogen habe. Nachdem ich das CI bekam, hat sich mein Leben komplett verändert. Durch das Hören und Sprechen bleibe ich Teil der intellektuellen Gesellschaft. Heute kann ich einen sinnvollen Beitrag in der akademischen Welt und in meiner Gemeinde leisten, indem ich an verschiedenen Aktivitäten teilnehme. Ich fühle mich geliebt, anerkannt und beschützt»