Menschen

«Die Vermittlung der Gebärdensprache steckt noch in den Kinderschuhen»

Trotz ihrer Mehrfachbehinderung nimmt Ella das Lernprogramm für die Deutschschweizerische Gebärdensprache begeistert an und gebärdet ihre Lieblingsnascherei «Weinbeere» nach.

Ella ist zweieinhalbjährig und weinte nach der Geburt ein Jahr lang Tag und Nacht. Auch heute spürt sie, dass die Behinderung sie von ihrem Umfeld trennt. Ella hat das Marshall-Syndrom, eine sehr seltene Erbkrankheit, die unter anderem mit Augenanomalien, körperlichen Fehlbildungen und einer Schallempfindungsschwerhörigkeit verbunden ist.

Seit der Geburt stehen die Eltern, Sonja und Sebastian ihrer Tochter bei und geben ihr viel Kraft, damit es ihrer Kleinen möglichst gut geht. So kontaktierten sie direkt nach dem Befund «mittel-hochgradige Schwerhörigkeit» die Erstberaterin und Psychologin Irene Eckerli. Mit wohltuenden Worten und umfassenden Informationen beruhigte Irene die Eltern und zeigte ihnen den bilingualen Weg mit der Lautsprache und der Gebärdensprache auf.

Die Eltern haben schliesslich den audiopädagogischen Weg eingeschlagen und sich für einen Heimkurs angemeldet, um möglichst früh mit der Gebärdensprache zu beginnen. Ihr grösster Wunsch ist es, ihrer Tochter die Gebärdensprache zugänglich zu machen, da ihre Erkrankung zu einem vollständigen Verlust ihres Hörvermögens führen kann.

Schnell bemerkten die Eltern, dass der Heimkurs nicht ausreicht, um in der Gebärdensprache den Stand eines Muttersprachlers zu erreichen. «Die Vermittlung der Gebärdensprache steckt noch in den Kinderschuhen. Man fährt ja in ein Land, um eine Sprache zu lernen, was bei der Gebärdensprache nicht möglich ist», erklärt der Vater Sebastian.

Mit dem Lernprogramm für die Deutschschweizerische Gebärdensprache vom Schweizerischen Hörbehindertenverband Sonos erhalten die Eltern didaktisch aufbereitetes Material, wodurch sie die Möglichkeit haben, die Gebärdensprache vollständig zu erlernen. «Ich habe noch nie jemanden gesehen, der mit einem Lexikon die Sprache erlernt, deswegen ist die Entwicklung eines Lernprogramms eine gute Sache», freut sich Sebastian.

Ella beschäftigt sich mit ihren zweieinhalb Jahren zum ersten Mal 45 Minuten konzentriert mit den Kinderübungen und gebärdet eifrig das ihr bereits bekannte Wort «Weinbeere», eine ihrer Lieblingsnaschereien, nach. «Bei anderen Gebärdensprachkursen sind die Kinder meist schnell abgelenkt und verbringen ihre Zeit in der Spielecke», lacht die Mutter.

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Sonos Schweizerischer Hörbehindertenverband
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