Aus dem Leben von Richard Pal
Der aus dem Vampirdorf stammende Rumäne, Richard Pal, beschäftigt sich gerne mit Computertechnik und der Kultur der Hörbehinderten. hearZONE sprach mit ihm.
Der vielseitige Richard Pal und ich trafen uns zum ersten Mal in seinem Heimatland Rumänien. Dort kaufte er sich Tickets für die folgenden internationalen Veranstaltungen: «Miss und Mister Deaf Stars» sowie «Fashion Week 2016». Nach der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990, zog er mit seiner Mutter nach Deutschland. So lebt Richard nun schon seit über 26 Jahren in Deutschland.
Erst in Hannover hat ein Kinderarzt seine Hörbehinderung festgestellt. Richard erhielt dort Hörgeräte für beide Ohren. «Der beste Moment in Hannover war, dass ich zum ersten Mal beim Hörgeräteakustiker über den Kopfhörer eine schöne Melodie hörte. Das überraschte mich sehr», so Richard. Seine erste Schule war daher eine Förderschule für Hörgeschädigte in Hannover. «Dort wird im Unterricht grundsätzlich nur die Lautsprache benutzt, um das Sprechen und Hören besser zu fördern», erzählt er. Die Deutsche Gebärdensprache wurde dort nicht angeboten. Leider auch keine LBG. Als Unterstützung zur Kommunikation wurde nur eine einfache ‚Zeichensprache‘ verwendet. Ein Logopäde, den Richard 10 Jahre lang nach der Schule konsultierte, förderte zusätzlich seine Sprachkompetenz.
Nach dem 5. Schuljahr wechselte Richard die Schule. Der Grund war ein Umzug von Hannover nach Osnabrück. Er besuchte nun das LBZH Osnabrück, wo ihn eine schwierige Zeit erwartete. Er wurde sehr oft gemobbt und bedroht. Aber er blieb zuversichtlich, lernte neue Freunde kennen und konnte das Mobbing dadurch beenden.
Von 2004 bis 2008 besuchte Richard schließlich das Rheinisch Westfälische Berufskolleg (RWB) in Essen und fing dort an die deutsche Gebärdensprache zu erlernen. Unterstützt wurde er dabei durch Mitschüler und Freunde. «Für mich war das komplett neu und sehr interessant», sagt Richard freudig und erzählt, dass es lange gedauert hat, bis er sich einigermaßen ohne Probleme mit seinen Mitmenschen verständigen konnte.
Noch immer arbeitet der ehrgeizige Mann an sich, seine Kommunikation zu verbessern. Allerdings hat er wenig Kontakt zu Menschen, die DGS aktiv nutzen, was ihm den ganzen Lernprozess erschwert. Trotzdem konnte er während seiner Schulzeit sehr gut mit seiner Hörbehinderung umgehen.
Doch während seiner Zeit am RWB bekam er einen Hörsturz auf dem rechten Ohr. Richard vermutet, dass der Prüfungsstress rund um das Fachabitur in Essen den Hörsturz verursachte. Für ihn war die Nachricht ein Schock. «Für mich war es mühsam nur noch auf dem linken Ohr etwas zu hören», erzählt er. Sehr rasch und zwar 6 Monate nach dem Hörsturz bekam er sein erstes CI. Ihm fiel die Entscheidung nicht leicht. Aber jetzt ist er froh darüber und stolz darauf, wieder richtig hören zu können.
In seiner Freizeit ist er ein Gamer. Er spielt gerne Videospiele am PC. Meistens handelt es sich dabei um Simulationen, Action- und Strategiespiele. Wenn er gerade nicht am spielen ist, repariert er PC’s oder berät Freunde rund um die Computertechnik. Außerdem probiert er gerne neue Aktivitäten aus, wie z.B. das Steuern von Modellflugzeugen. Seine Zeit verbringt er auch liebend gern auf Veranstaltungen und trifft sich dort mit Freunden.
Er arbeitet zurzeit als gelernte Fachkraft für Lagerlogistik im Lagerbereich eines großen Unternehmens im Raum Osnabrück. Sein größter Traum ist es einmal in Japan zu leben. «Die Kultur dort fasziniert mich», so Richard. Zum Abschied bemerkt er belustigt: «Man lebt nur einmal. Probiere viele neue Dinge aus, so hast du ein vielfältiges buntes Leben.»