Wir alle kennen sie. Zumindest dann, wenn wir noch ein Restgehör haben und entweder im CI-Zentrum antanzen, den HNO-Arzt aufsuchen, oder der Akustiker der Meinung ist, es ist Zeit für ein Update: Die ultimativen Hörtests.
Früher war das so, dass man einen Köpfhörer aufsetzte und auf ein Knöpfchen drücken musste, wenn man etwas hörte. Zeitweise kam es vor, dass dem Gegenüber das Blut aus den Ohren lief, und man selbst gelangweilt drein sah. Oder aber es passiert einfach gar nichts. Der Dumme, zu denen zähle ich leider, sieht den Hörtest als Herausforderung und schaut so konzentriert aus, als müsste er eine Bombe entschärfen und nicht nur einen Piepton hören.
Bei den hohen Tönen bin ich mir übrigens nie ganz sicher, ob ich sie wirklich höre, oder alles sich nur in meinem Kopf abspielt. Nach einer gewissen Zeit höre ich die hohen Töne gar nicht mehr. Wie auch. Ich bin schließlich keine Fledermaus.
Jetzt hat sich jedoch irgendein wissenschaftlicher Folterknecht eine ganz neue Methode ausgedacht, wie festgestellt werden kann, wie toll oder eben auch nicht, die Sprachverständlichkeit einer Testperson ist. An sich sage ich: Hey, coole Idee, allen voran um wirklich zu testen, wie viel man tatsächlich auf sprachlicher Ebene versteht.
In der Praxis musste ich feststellen, dass der Wissenschaftler in seiner Kindheit dreimal hochgeworfen wurde und nur zweimal aufgefangen. Denn bei diesem Test ist es aussichtslos schummeln zu wollen. Wie ein Flitzbogen wartete ich auf die ersten Sätze, die ich zuerst ohne Störgeräusche hören sollte.
Ja, wenn das Mal nur völlig normale Sätze gewesen wären, wie Ben hat einen Hund, oder Lola rennt nach Hause. Nein, stattdessen kamen dann unlogische Dinge wie: «Nina kauft 18 Koffer» – «Bernd verschenkt 13 Dosen.» Abgesehen davon, dass 18 Koffer doch etwas viel sind, von der Logik her, was will Bernd mit 13 Dosen? Sind die leer? Ist da Farbe drin? Will er die verschenken? Ist das nicht ein bisschen einfallslos?
Statt mich zu konzentrieren, tat sich in meinem Kopf ein riesengroßes Fragezeichen auf. Später beschwerte ich mich wegen der Unlogik. Die Erklärung hatte es jedoch in sich. Bei diesem Test möchte man vermeiden, dass wir Puzzel-Profis uns im Kopf nicht zusammenbasteln, wie der Satz richtig zu heißen hat, wenn wir nur die Hälfte verstehen. Es ist komplette Absicht, dass unser Satz-Bastel-System bei diesem Test ausgeschaltet wird.
Unnötig zu sagen, dass Störgeräusche die Krönung dazu sind. Als hätten Zahlen wie 73 und 43 nicht gereicht Verwirrung zu stiften. Den Prüfungsraum habe ich übrigens mit der Frage des Tages verlassen: Was wurde aus den 18 Koffern?