Eigentlich sollte man ja froh sein, dass es CI und Hörgeräte gibt, aber ab und an braucht man diesen ganzen Krach um sich herum nicht. Zum Beispiel in der Bibliothek, wenn man jeden Stuhl knarren hört, ständig ein Mitstudent hustet, schnupft, schmatzt, oder tuschelt. Oder die Lampe über einem brummt, als würde ein Motor laufen.
Genauso nach einem stressigen Tag, wenn man einkaufen geht und das unnötige Geschwätz der Mitmenschen ausblenden will. Mich interessiert nicht ob Berta dicker geworden ist und Anna hässlicher. Dummen Klatsch und Tratsch über Leute, die ich nicht kenne und wo ich nicht mitlästern kann muss ich mir nicht anhören.
Darum: Hörhilfe aus – Ruhe.
Das Problem ist nur, dass man so die nette Mutti nicht versteht, die überfordert in einem ‚dm‘ neben einem steht und ratlos darüber ist, welche Kosmetik sie der frühreifen Enkelin nun schenken soll und die um Rat bittet. Ignorant schnüffelt die Frau sich weiter durch die riesige Auswahl an Nagellack und wird für die wohl arroganteste Zicke der Welt gehalten. Hin und wieder bekommt man schließlich doch mit, dass vor Ort eine Meinung verlangt wird. Dann folgt oft jener Satz ganz automatisch: «Oh Entschuldigung, ich hatte eben meine Hörgeräte aus. Was haben Sie gesagt?»
Und das ist der Moment, in dem man angesehen wird, wie Bambi vom Mond. Meistens passieren nun zwei Dinge: A) die Leute lachen und verziehen sich, oder B) sie winken ab und verziehen sich. Irgendwie haben unglaublich viele hörende Menschen in solchen Situationen Hemmungen, sich völlig gelassen zu wiederholen. Als wäre die Gefahr da, dass sie etwas Falsches sagen können und irgendjemand hinter einem Regal hervor springt und ruft: «Festgenommen wegen der Wiederholung eines Satzes!»
In der Bibliothek hatte ich wegen dieser Hör-Auszeit deshalb vor Weihnachten ein besonderes Date. Einsam und gemütlich hockend, zwischen Regalen, eingekesselt von Büchern, genoss ich die Stille. So lange, bis ein netter Feuerwehrmann mir auf die Schulter tippte und mich fragte, ob ich vor hätte all diese Bücher zu retten.
An dieser Stelle muss ich zugeben, dass ich es war, die zur Abwechslung den netten Mann ansah, als käme er vom Mars. Schließlich steht nicht alle Tage zwischen Karl der Große und den Staufern plötzlich ein echter Feuerwehrmann aus dem Diesseits.
Gelernt habe ich folgendes: Ein Feueralarm überdeckt das Geräusch einer brummenden Lampe.