Kolumne

Das totale Knockout zum Sonderpreis

Es gibt Tage, da verliert man – und so einen Tag hatte ich definitiv, als ich wegen ziemlich starker Kieferschmerzen zum Zahnarzt ging. Zuerst musste ich den Termin am Telefon ausmachen, denn die Homepage verlangte ganz eindringlich: Machen Sie bitte telefonisch einen Termin mit uns aus. Als hätten Kieferschmerzen noch nicht gereicht, mischten sich nun Bauchschmerzen dazu. Telefonieren und Hörbehinderung, schlimmer geht’s kaum. Dachte ich.

Nach den üblichen Hürden (war man wirklich am anderen Ende an der richtigen Praxis?) und der richtig verstandenen Uhrzeit – ich war alleine nach den drei Minuten am Hörer fix und fertig – kam es schließlich in der Praxis zum ultimativen Schlag in die Fresse – buchstäblich.

Nicht nur, dass Zahnärzte gern mit sich selbst sprechen und immer schön dem Monitor zugewandt, sie trugen ja auch noch diesen wunderbaren, hinderlichen Mundschutz. Nach anfänglichen Kommunikationsproblemen dann das knallharte Urteil: «Weisheitszähne, Entzündung und ein mächtiges Problem.»

Anstatt, dass man mir die Weisheitszähne locker, flockig unter Volldröhnung einfach zog, dachte sich mein Weisheitszahn: «Nö, mich soll nur ein weißer Kittel in der Klink entfernen. Ich setzte mich hier so cool hin, dass ich gleich einen Nerv verletze, wenn man mich nicht wie den König persönlich zieht.»

Für mich bedeutete das, dass ich am nächsten Morgen schon wieder telefonisch in der Warteschlange einer Uniklinik hing, wieder total nervös war, zusätzlich noch einmal extra beim normalen Zahnarzt wegen all den Unterlagen anrufen durfte. Telefonieren, der Sport des Tages!

Eine halbtaube Wange und geschädigte Ohren sind definitiv keine gute Kombination. Nicht nur ich lallte in den folgenden Minuten mehrfach ein unintelligentes «Hä?» ins Telefon, sondern auch die Sprechstundenhilfe wiederholte sich mehrfach mit einem ratlosen: «Frau Schreiber, ich habe Sie nicht verstanden.»

Wieso muss auch alles auf telefonischer Ebene ablaufen? Wo bleibt die WhatsApp-Funktion für Arztpraxen? Ich meine, das hätte doch auch einen Vorteil für Hörende. Denn wenn wir in der Warteschlange landen, Name und Telefonnummer zum Rückruf hinterlassen sollen, dann sorgen Nachrichten via Text zum geeigneten Zeitpunkt doch für weniger Stress. Man müsste nicht mehr neben dem Handy sitzen, als würde man auf einen Anruf zur Nationalen Sicherheit warten und würde – so wie in meinem Fall – keinen Eindruck von geistiger Beschränktheit vermitteln.

Fakt ist jedoch: Hat der Mensch Schmerzen, dann springt er über jeden Schatten, ignoriert den Knoten im Magen und die schweißnassen Hände. Da hilft auch die Dröhnung Schmerzmittel nicht.

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