Kolumne

Badewasser für das Hörgerät

Gerade erst habe ich den April überlebt, jetzt steht der Mai ihm in nichts nach. Und damit meine ich nicht etwa den üblichen Alltagsstress und Wahnsinn, sondern das unberechenbare Wetter. Der April macht was er will und der Mai sowieso.

Die erste Regel, die wohl jeder vom Akustiker eingeredet bekommt ist: Hörgeräte und CI’s vertragen kein Wasser. An sich kein Problem, darf man eben nicht mit den Geräten duschen und schwimmen gehen. So einfach ist das.

Schwierig wird es nur, wenn der Frühling meint einen Regenschauer vergleichbar mit einem Monsun losschicken zu müssen. Leider habe ich nicht an jeder Jacke eine Kapuze und auch nicht immer eine uncoole Regenjacke im Rucksack. Ich bin schließlich kein Pfadfinder, der bereit war für jeden Weltuntergang. Einen Schirm kriege ich jedoch in meinen übervollen Uni-Rucksack.

Das Problem ist jedoch, dass ein kleiner Schirm gegen Sturm und Regen gleichermaßen, von allen Seiten chancenlos ist. Der Schirm hat Spaß daran sich auf links zu drehen, Autofahrer lachen sich ins Fäustchen, wenn sie einen am Straßenrand kämpfen sehen. Während man selbst die oberste Regel der Akustiker mit Füßen tritt.

Wie ein begossener Pudel erreichte ich im letzten Monat mein Ziel – Trotz Schirm! Und sowohl mein Hörgerät, als auch mein CI funktionieren – Gott sei Dank – immer noch. Eine hörende Freundin schlug vor: «Pack sie doch in eine Dose, oder wasserdichte Tüte.»

Super Idee! Warum bin ich da nicht selbst drauf gekommen? Vielleicht, weil ich das Ganze schon in der Praxis ausprobiert habe? Regen kündigt sich nicht fünf Minuten vorher an, keine Wolke ruft dir zu: «Achtung, Achtung in 300 Sekunden fällt Wasser!» Regen kommt plötzlich und eiskalt in vielen Variationen.

Wenn ich also anfange, Unterschlupf suchen, Rucksack ab, Dose suchen, Hörgerät und CI abfummeln, Dose wegstecken, Schirm rausholen, Rucksack auf, Schirm auf – bis dahin könnte ich manchmal also auch gleich in einen Pool springen, oder die Bahn verpassen. Noch dazu kann ich das Spiel auch in umgekehrter Reihenfolge machen, weil es Regen gibt, der auch auf Knopfdruck wieder verschwindet.

Außerdem fühlt es sich ohne Hörhilfe auch oft so an, wie für Brillenträger ohne Brille.

Was machen wir also wirklich? Wir verdrängen das schlechte Gewissen und die mahnende Stimme des Akustikers und fordern unser Glück heraus. Ich muss gestehen, dass mein Hörgerät ja schon viele Zicken hatte: Zu viel Hitze, frisst Batterien ohne Ende, aber es hat sich noch nie über den Regen beschwert.

Noch nicht!

Auch interessant