Simon Antonio Bernardo und Joachim Gross sind Trainer der U21-Gehörlosennationalmannschaft. Joachim ist der Torwarttrainer und Simon der Co-Trainer. Mit Torben Meyer bilden sie das Trainertrio für die neu gegründete Nationalmannschaft und gemeinsam haben sie ein Ziel: Positive Eindrücke bei der U21-EM der Gehörlosen in Polen zu hinterlassen.
Ihr seid beide Trainer der deutschen U21-Gehörlosennationalmannschaft. Könnt ihr beide gebärden?
Joachim Gross: Leider beherrsche ich noch keine Gebärdensprache. Ich habe aber zum Geburtstag ein Buch zum Thema Gebärdensprache erhalten. Daher bin ich schon fleißig am Lernen.
Simon Antonio Bernardo: Als ich mit 16 Jahren erstmals auf eine Gehörlosenschule kam, kam ich direkt mit der Gebärdensprache in Berührung. Später engagierte ich mich als Fußballlehrer für die Gehörlosen. Am Anfang war es noch nicht so einfach, wurde aber mit der Zeit immer besser. Mittlerweile sind schon über 10 Jahre vergangen, seit ich die Gebärdensprache gelernt habe.
Wie seid ihr auf die Trainerposten für die U21-Nationalmannschaft gekommen?
Joachim: Torben ist ein alter Freund von mir. Er hat mich gefragt, ob ich im Team mitarbeiten möchte. Und so ein Angebot kommt nicht alle Tage und daher habe ich ohne zu zögern zugesagt.
Simon: David Heymel, der ehemalige Leiter der Fußballabteilung vom GSV Heidelberg, hat mich über die Stellenausschreibung informiert und empfohlen, mich dort zu bewerben. Es hat mich zusätzlich angespornt eine solche Herausforderung anzunehmen.
Ihr beide und Torben Meyer bildet das Trainertrio der deutschen U21- Nationalmannschaft. Kanntet ihr euch schon vorher?
Joachim: Ich kenne Torben schon seit der Schulzeit und wir haben zusammen beim VfR Frankenthal Fußball gespielt. Simon habe ich erst jetzt kennengelernt. Er ist ein Pfundskerl und ich bin froh, dass er dabei ist.
Simon: Torben und Joachim kannte ich vorher nicht. Torben habe ich bei einem Kleinfeldturnier in Frankenthal kennengelernt und wir haben uns sehr gut verstanden. Joachim lernte ich auf dem Sportfest Essen kennen. Es ist eine Freude mit ihnen zusammen zu arbeiten. Ich profitiere als junger Trainer von der Erfahrung, die die beiden haben.

Simon, Du warst früher als Spieler sehr erfolgreich mit GSG Stuttgart. Deine Karriere hast du über Bord geworfen. Bist Du dem Verein immer noch in einer anderen Funktion erhalten geblieben?
Simon: Als Spieler beim GSG Stuttgart hat es mir sehr viel Spaß gemacht mit technisch versierten Fußballern zusammen zu spielen. Meinen größten Erfolg konnte ich jedoch beim GSV Heidelberg feiern: Dort habe ich die deutsche Hallenfußballjugendmeisterschaft im Jahr 2005 gewonnen.
Später hat der GSV Heidelberg mir die Möglichkeit gegeben, als 24-Jähriger Spielertrainer die Mannschaft zu trainieren. Leider habe ich dann meine Karriere als Spieler früh aufgegeben, da ich nicht mehr viel Zeit hatte als Jugendtrainer in einem hörenden Verein und beim GSV Heidelberg zu spielen.
Joachim, warst Du früher auch als Torhüter aktiv?
Joachim: Meine erfolgreichste Zeit war in der Oberliga, wo ich sogar ein Jahr lang beim 1. FC Kaiserslautern gespielt habe. Sonst war ich noch einige Jahre in der Verbandsliga aktiv, ehe ich zum Schluss in der Bezirksoberliga gespielt habe.
In Polen fand vom 05. bis 13. August 2016 die U21-Gehörloseneuropameisterschaft statt. Was waren eure Ziele für dieses Turnier?
Joachim: Wir wollten unbedingt gegen Tschechien und England gewinnen und zum Schluss noch die favorisierten Russen und Türken ärgern.
Simon: Unser Ziel war es, mindestens das Halbfinale zu erreichen. Es ist aber dennoch schwierig zu sagen, wo man wirklich steht, da man keine Erfahrungswerte auf diesem Gebiet hat. Ziel ist es, sich selbstbewusst zu präsentieren und unser Land gut zu repräsentieren.
Ihr habt aus einer Vielzahl von Talenten, 22 Spieler ausgesucht. Seid ihr euch sicher, dass ihr die Besten der Besten ausgewählt habt oder dass in Deutschland noch andere Spieler unentdeckt geblieben sind, die mehr Potenzial haben?
Joachim: Es gibt bestimmt noch sehr gute Spieler, die nicht gesichtet wurden. Gerade Spieler aus Ostdeutschland sind leider nicht dabei gewesen. Unser Kader ist dennoch qualitativ gut gewesen.
Simon: Das Problem bei den Gehörlosen ist, dass meistens nur lokal geortet werden kann. Bei einem großen Land wie Deutschland muss man sich auch die Zeit nehmen, möglichst an allen Orten zu sein, um Talente zu sichten. Da uns Scouts fehlen, sind wir derzeit auf
Hinweise anderer Gehörloser angewiesen. Unsere Vorbereitungszeit war sehr kurz. Die U21 wurde erst im letzten Sommer ins Leben gerufen und wird hoffentlich künftig ein ganz wichtiger Baustein für die A-Mannschaft sein.