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Dilo und Bine Photography im Interview

Sie machen Fotografie auf eine andere Art und Weise. Nicht, wie es tägliche Fotografen sonst auch tun. Dilo & Bine weiten ihren Bereich aus. Nämlich sind diese beiden hörbehinderten professionelle Hobbyfotografen im Bereich Erotik und Aktfotos. Dilo übt seine Zuständigkeit als Fotograf aus, währenddessen Bine als geübte Assistentin fungiert und die Vorarbeiten leistet. Doch wie ist es für ihre Kunden, halbnackt oder gleich ganz nackt vor der Kamera zu stehen?

Hallo Dilo & Bine! Ihr seid beide hörbehindert? Dürfen wir fragen, seit wann und wie?

Dilo: Seit Geburt. Am Anfang war ich resthörig, also zwischen gehörlos und schwerhörig. Im Laufe der Zeit wurde mein Gehör immer schlechter. Heute bin ich gehörlos.

Bine: Seit Geburt bin ich gehörlos.

Dilo, Du bist Fotograf? In welchen Zielrichtungen fokussierst Du Dich?

Dilo: Ja, ich bin der Fotograf. Meine Richtung ist besonders die Akt- und Erotik-Fotografie, da es eine große Herausforderung ist, aus einem «einfachen» Menschen eine erotische Schönheit zu repräsentieren. Ich arbeite besonders gerne mit Blitzlichttechnik. Das ist die hohe Schule der Fotografie.

Fotografierst Du auch auf professioneller Ebene Bine?

Bine: Nein. Aber als «Allround Assistentin» leiste ich die wichtigen Vorabeiten wie räumliche Gestaltung, Hilfestellung für Fotografierte etc. Auch biete ich eine Hilfestellung für Kundschaften an. Die Make up-Ausbildung habe ich ebenfalls absolviert. Auf Wunsch der Kunden mache ich das gerne. Ich mache auch ab und zu mal schöne Bilder, falls ich neben Dilo arbeite oder für ihn einspringe. Meine Favoriten sind die Makro-Aufnahmen und auch Schnappschüsse.

Erotische Fotos – Das ist Eure Kunst. Was denken andere darüber?

Dilo & Bine: Wo Licht ist, ist auch Schatten. Aber die Mehrheit wünscht uns viel Glück und Erfolg!

Gab es schon einen Moment, wo ihr Euch peinlich gefühlt habt?

Dilo: (lacht) Ja! Da waren nur einige Kleinigkeiten wie den Deckel vom Objektiv zu nehmen.

Bine: Bisher erlebte ich keine Peinlichkeiten.

Man sieht auf Eurer Webseite, dass ihr nicht nur erotische Fotos produziert, sondern auch in andere Richtungen. Wenn ja, welche?

Dilo: Als unabhängiges und flexibles Fotografenteam fokussieren wir uns auf die Kundenwünsche. Wir sind bemüht, «fast» jeden Wunsch zu erfüllen. Auf unserer Webpräsenz präsentieren wir nicht nur unsere Kunden, sondern auch Fotos von Freunden, Bekannten und Models, die alle entweder gehörlos, schwerhörig oder hörend sind.

Foto: © dilobine Photography / Links: Dilo / Rechts: Bine

Arbeitest Du auch mit Hörenden zusammen?

Dilo: Ja, da ich in der Schule mit der Lautsprache erzogen wurde, gab es kaum Probleme mit Hörenden. Es ist aber immer dasselbe, wenn ich sie zum ersten Mal sehe. Ich muß immer sagen: „Ich bin gehörlos. Bitte langsam sprechen, damit ich vom Mund besser ablesen kann…“

Bine: Genau wie bei Dilo, ist es auch bei mir.

Euer Motto ist «Nichts ist unmöglich!». Was müssen Eure Kunden darunter verstehen?

Dilo & Bine: Unsere Philosophie ist es, dass alle Menschen fotogen sind und sich mit dem geeigneten Equipment sowie mit unserer Erfahrung und mit unserer Hilfestellung ungeahnte Möglichkeiten ergeben. Wir halten die schönsten Momente Ihres Lebens fest. Egal ob Portraits oder individuelle Fotos. Es gibt heute noch einige Hörende, die denken, dass wir Hörbehinderte sowas nicht machen können. Wir können alles ausser hören. Daher: Nichts ist unmöglich!

Wo hast Du die Fotokunst gelernt bzw. erlangt?

Dilo: In meiner Jugend. Auf der Jagd nach Schönheit und Qualität mache ich meine Bilder aus dem Bauch heraus und lasse mich von meiner Intuition leiten. Habe aber auch einige Workshops von den namhaften Starfotografen besucht. Dann habe ich diese Kunst alleine weiter vertieft. Falls es um ein Projekt geht, habe ich die Unterstützung von meiner Frau Bine.

Bine: Früher habe ich mich gerne mit der Spiegelreflexkamera beschäftigt. Zufällig habe ich den richtigen Partner gefunden, mit dem ich über Licht, Kamera und weitere Erfahrungen sprechen kann. Das finde ich super!

Gab es schon Kunden, die nervös wurden, während diese nackt posierten?

Dilo & Bine: Natürlich! Daher nehmen wir Rücksicht und viel Zeit. Den Ablauf machen wir einfach. Zuerst wird mit Kleidung ein normales Shooting gemacht. Im Laufe der Zeit werden die Kleidungungen immer weniger. In diesem Fall also Dessous. Am Ende war die Fotografierte nackt. Die Kunden, die schon Erfahrungen damit haben, kommen damit gut zurecht.

Wie reagieren die Kunden auf Eure Hörbehinderung?

Dilo & Bine: Wie immer. Wenn wir sie zum ersten Mal begegnen, müssen wir sie auf unser Hörbehinderung aufmerksam machen.

Gab es schon einmal eine Situation, wo ein Kunde, nachdem er erfahren hat, dass Ihr hörbehindert seid, keine Fotos bei Euch schießen wollte?

Dilo & Bine: Nein! Bevor der Termin zustande gekommen ist, haben wir dies im Vorfeld schon geklärt, dass wir gehörlos sind und es mit der Kommunikation kein Problem gäbe. Am Ende des Shootings haben wir alle gelacht.

Habt Ihr auch hörbehinderte Kunden, die regelmäsßig zu Euch kommen?

Dilo & Bine: Regelmäßig? Das können wir nicht sagen, aber einige kommen gerne wieder. Und es kommen auch neue Kunden.

Posierst Du auch als Nacktmodel vor der Kamera Bine?

Bine: Warum nicht? Ja, vor meinem Mann Dilo, aber auch vor anderen Fotografen denen ich vertraue. Hierzu gibt es immer einen schriftlichen Vertrag, welche Bilder veröffentlicht werden dürfen.

Möchtet Ihr den Hörenden etwas mitteilen?

Dilo & Bine: (denken nach) Kaum. Die wissen schon was.

Möchtet Ihr den Hörbehinderten etwas mitteilen?

Dilo & Bine: Für schöne Fotos ist nicht der ideale Körper erforderlich, sondern der Spaß beim Fotografieren. Also keine Angst vor «Ich bin zu fett», «Mein Po ist zu dick», «Ich habe keine Traumfigur» – Kein Körper ist perfekt. Lassen Sie sich von den Fotos überraschen. Das Wichtigste ist: Es müssen keine Bilder auf unserer Webpräsenz gezeigt werden, nur nach Absprache mit dem Kunden. Wir können aber auch die erotischen Wünsche oder Träume von den Kunden umsetzen.

Wie freizügig die Aufnahmen sein dürfen, überlassen wir dem Kunden. Ein Berg voller Ideen haben wir. Übrigens: Diskretion ist unser höchstes Gebot!

Bine: Noch was! Erst wenn wir genügend Material haben, machen wir gerne eine Ausstellung «Die Nacht der Erotik». Dann seid ihr auch Willkommen!

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