Leben im Rollstuhl: Ruben-Alexander Schwochow
Sein Schicksal ist ein Leben ohne Chancen. Ruben-Alexander Schwochow ist hör- und gehbehindert, möchte arbeiten und ein selbstbestimmtes Leben führen. Ruben-Alexander Schwochow wurde mit einer beidseitigen Lähmung und einer Hörbehinderung geboren. Er ist von seinem Schicksal geprägt - der 33-Jährige hatte nie die Chance, sich auf dem ersten Arbeitsmarkt zu beweisen.
Er besuchte eine Schwerhörigenschule mit Förderunterricht. In der Schule fühlte sich Ruben-Alexander wohl und erhielt den nötigen Respekt gegenüber seiner Doppelbehinderung. Wie bei jedem anderen jugendlichen Schulabgänger, träumte er von einer positiv gestimmten Zukunft.
Sein ursprünglicher Wunsch war es, im Büro zu arbeiten. In Schwochow’s Welt platzte dieser Traum sehr schnell. Seitens seiner Eltern bekam er wenig Unterstützung und Zuspruch. Er fühlte sich stark unter Druck gesetzt und beschreibt das Gefühl als ein Leben in einem Glashaus. Das mangelnde Engagement vom Internat (IC) des Diakoniewerks Essen für den Umbau der Räumlichkeiten, war einer der Gründe, warum Schwochow keine Ausbildung am RWB Essen starten konnte. So erhielt er keine Chance.
Ob er ein Abitur hat? Darauf antwortet er klar und direkt mit einem «Nein». Eine Ausbildung? Ebenfalls ein «Nein». Bis heute ist er seit seiner letzten beruflichen Tätigkeit in einer Behindertenwerkstatt in Berlin knapp 4 Jahre arbeitslos. Davor waren es sechs Jahre. Insgesamt prägen 11 Jahre Arbeitslosigkeit sein Leben. Auf dem ersten Arbeitsmarkt wurde er nie beschäftigt – nur in der Behindertenwerkstatt. «Ich wünsche mir anspruchsvollere Arbeit mit mehr Verantwortung», so Schwochow ernst.
Durchweg blieb er zu Hause, hatte Druck aus seinem Elternhaus und wusste kaum, was er in seiner Freizeit machen soll. Durch seine Gehbehinderung ist das Angebot an Freizeitaktivitäten enorm eingeschränkt. Dies führt unter anderem dazu, dass er weniger in der sozialen Welt wahrgenommen wird und zu Hause isoliert versucht, mit der Zeit etwas anzufangen. Als Rollstuhlfahrer lebt der 33-Jährige auf gut 32 Quadratmeter mit einer kleinen Kochnische und einem barrierefreien Bad.
Im Gespräch mit ihm hat man den Eindruck, dass die Gehbehinderung weitaus mehr Schwierigkeiten bereitet, als seine Hörbehinderung. Ruben-Alexander erzählt von einem Vorfall, als beim Essener Haupbahnhof alle Aufzüge defekt waren. Er musste Mitarbeiter am Hauptbahnhof dazu mobilisieren, den Aufzug aufzumachen um ihm zu helfen. Dies kostete Schwochow nicht nur Geduld und Zeit, sondern auch Nerven.
Schwochow erzählt nicht nur von Schwierigkeiten bei der Jobfindung mit dem Jobcenter, sondern erklärte auch seine soziale Welt. Er ist in 3 Welten: die der Hörenden, der Hörbehinderten und die der Rollstuhlfahrern. In keiner der Welten kann er sich so wirklich zurechtfinden. Die Rollstuhlfahrer kommen kommunikativ mit Schwochow wenig gut klar. Die Hörbehinderten verstehen seine Situation als Rollstuhlfahrer nicht. Die Welt der Hörenden ist noch immer negativ geprägt im Umgang mit Menschen mit Behinderungen.
Trotzdem kämpft Schwochow für seine Ziele weiter und hat nicht vor, aufzugeben. Das Einzige was sein Leben erfüllen würde, ist ein selbstbestimmtes Leben.