Menschen

Aus dem Leben von Tamara Wiegand

Sie ist eine Bogenschützin und trainiert jeden Freitagabend ihre Fertigkeiten. In Bochum präsentierte sie im Verein «Behindertensportgemeinschaft e.V.» ihre Lieblingssportart.

Eine ganz nette Begrüßung verrät bereits, dass man es mit einer sympathischen Person zu tun hat. Die seit Geburt an hörbehinderte Tamara Wiegand kommt aus einer hörbehinderten Cyborg-Familie. «Meine Familie ist mehrheitlich implantiert und ist damit ganz zufrieden», erzählt sie.

Die 24-Jährige besuchte einen Kindergarten für Hörbehinderte. 1996 wechselte sie den Kindergarten nach Bochum, wo sie dann auch eine Grundschule für Hörbehinderte bis 2003 besuchte. Danach ging es in die Realschule nach Dortmund, wo sie sechs Jahre blieb und anschließend 2009 ihr Abitur im RWB Essen startete. Nach ihrem Abitur begann Tamara ein freiwilliges soziales Jahr, um im Anschluss eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin zu beginnen. Sie brach das freiwillige Jahr ab. Später schrieb sie sich an der Universität ein. Sieben Monate musste sie warten, bis sie ihr Studium in den Fächern Theologie und Philosophie im Jahr 2014 beginnen konnte. «Ich habe mich ganz spontan in diese Fächer eingeschrieben. Anfangs waren die Studienfächer sehr interessant und die Lehrveranstaltungen abwechslungsreich gestaltet», erzählt die Studentin.

Das Studium sagt ihr heute nicht mehr so ganz zu. Zuviel Theorie. Tamara möchte lieber in der Praxis arbeiten. So erwägt sie, das Studium im Frühling 2017 abzubrechen und eine Ausbildung im naturwissenschaftlichen Bereich zu suchen. Eine spezifische Vorstellung hat sie: Laborantin. Sie möchte mit Technik und Chemie arbeiten und damit Menschen helfen, Krankheiten zu bekämpfen und Hilfsmittel zu entwickeln. «Ich finde, man kann damit den Menschen helfen und ihr Leben einfacher gestalten», so Tamara überzeugt.

Neuerdings hat sie an der Universität ein Ehrenamt in der studentischen Beratungsstelle für Menschen mit Behinderungen inne. Ende Oktober 2016 besetzte sie den Posten als stellvertretende Referentin. Dort setzt sie sich aktiv für die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung ein, ist an Veranstaltungen dabei und betreibt politische Arbeit. «Es ist mit viel Stress verbunden, aber es macht mir großen Spaß», so Tamara.

Eine noch größere Begeisterung findet sie in ihrer neuen Lieblingssportart, dem Bogenschießen. Sie spannt ihren Bogen, nimmt die Zielscheibe, die ungefähr 20 Meter entfernt ist, ins Visier und schießt ihren Pfeil ab. Beinahe blieb der Pfeil in die Mitte stecken. Hat sie alle Pfeile abgeschossen ist Warten angesagt, bis ihre Kameraden ihre Pfeile ebenfalls alle abgeschossen haben. Erst danach kann sie die Pfeile aus der Zielscheibe ziehen.

Seit März 2016 ist sie im Verein «Behindertensportgemeinschaft e.V.» in Bochum Langendreer dabei und übt jeden Freitagabend zwei bis drei Stunden ihre Fertigkeiten im Bogenschießen. «Es ist total aufregend und ich lerne neue Menschen kennen», erzählt sie begeistert. «Bis man den Bogen im Griff hat, muss man viel üben.Und bis man Fortschritte erzielt, kann viel Zeit vergehen.»

Nebst ihrer aufregenden Sportart beschäftigt sie sich gerne mit Literatur. Lesen und Schreiben. Aktuell ist ihr wichtig, sich auf die Zukunft zu konzentrieren und ihre nächsten Schritte zu planen. «Man sollte nie aufgeben und für seine Träume und Ziele kämpfen», sagt Tamara streng. «Man sollte sich auch nicht fertigmachen lassen, nur weil man hörbehindert ist. Man kann alles machen und erreichen, was man sich wünscht!»

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