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Google Trends: Ist Gebärdensprache hoch im Trend?

Wie können wir sehen, welche Themen die Gesellschaft aktuell beschäftigen? Welche Trends sind aktuell und wie schaut es mit den Trends der Gebärdensprachgemeinschaft aus?

Webseiten-Inhaber können bereits mittels Google Search Console nicht nur die Indexierung in Google kontrollieren, sondern auch Suchanfragen zu ihrer Webseite analysieren. Die Möglichkeiten gehen noch viel weiter: Google Trends.

Google Trends macht eigentlich nichts anderes, als statistische Analysen (Trends) zu bestimmten Suchanfragen auszugeben. Mit Google Trends analysieren Medien die aktuellen Themen, welche die Gesellschaft beschäftigen und sie versuchen, naheliegende Informationen selbst auf ihrer Online-Präsenz bereitzustellen, damit sie über die Suchmaschine gefunden werden und so Klicks und Besucher auf ihrer Webseite generieren können.

Gibt man zum Beispiel den Begriff ‹gehörlos› ein, wird ein statistisches Diagramm angezeigt mit der Anzahl an Suchanfragen der letzten fünf Jahre. Darunterliegend befindet sich eine Karte, verwandte Themen und ähnliche Suchanfragen. Interessant ist zu beobachten, dass Begriffe, die sich auf Hörbehinderung & Gebärdensprache beziehen, geschätzt durchschnittlich auf dem Trendwert 50 bis 80 in Deutschland liegen. Dabei sticht etwas Merkwürdiges unter ‹Ähnliche Suchanfragen› heraus. Oft wird auch gesucht: ‹gehörlos Führerschein› oder ‹gehörlos Autofahren›. Hier können wir implizieren, dass viele der Suchenden noch nicht wissen, dass Gehörlose ein Auto fahren dürfen oder dass es erlaubt ist. Aufklärungsbedarf ist also noch stark vorhanden.

Mit Google Trends lassen sich Schlagwörter und ihre Werte miteinander vergleichen (Screenshot / Google Trends).

Wie muss man die Zahlen jedoch verstehen? Es gibt einen Wert von 1 bis 100. Die Werte geben das Suchinteresse relativ zum höchsten Punkt im Diagramm für die ausgewählte Region im festgelegten Zeitraum an. Der Wert 100 steht für die höchste Beliebtheit dieses Suchbegriffs. Der Wert 50 bedeutet, dass der Begriff halb so beliebt war und der Wert 0 entspricht einer Beliebtheit von weniger als 1 % im Vergleich zum Höchstwert.

Nimmt man den saarländischen Tatort «Totenstille» als Beispiel, sind ebenfalls interessante Ergebnisse zu verzeichnen. Der Begriff ‹taubstumm› weist ab dem 24. bis 30. Januar 2016 in den letzten fünf Jahren die höchste Quote (Wert 100) auf. Zu diesem Zeitpunkt erschien auch der Tatort. Das heißt, man kann davon ausgehen, dass ZuschauerInnen vom Tatort, die Interesse an der Gebärdensprache hatten, sich mit dem Begriff ‹taubstumm› bei Google schlau machen wollten. Auch der Begriff ‹gehörlos› (Wert 96) oder ‹Gebärdensprache› (Wert 88) zeigt eine starke Quote während der Ausstrahlung vom Tatort. Allerdings steht die Quote niedriger als beim Begriff ‹taubstumm›. Der Begriff ’schwerhörig› hingegen war schwach (Wert 73). Beim Begriff ‹Totenstille› zeigt Google Trends einen Turm auf dem Wert 100 an, während bei diesem Begriff noch nie ein Trend erfasst wurde.

Mit dem Tatort «Totenstille» wurde ein neuer Trend geschaffen (Screenshot / Google Trends).

Vom 1. bis 7. Mai 2016 schaffte ‹Wir brauchen Untertitel› als Suchanfrage den Wert 100; es kommt im Zeitraum seiner Existenz bisher auf den höchsten Wert. Im selben Zeitraum lief auch die Aktionswoche von «Wir brauchen Untertitel», in welcher jeder auf seinem Profilbild den Hashtag #wirbrauchenuntertitel einbauen sollte um den Hashtag bekannt zu machen. Nach dem Trend zu urteilen, der wenige Wochen später stark nachgelassen hat, konnte die Aktionswoche etwas bewirken: Aufmerksamkeit. Der Begriff ‹Untertitel› schaffte es zu dem Zeitraum nur auf den Wert 52 und galt somit als halb beliebt.

Wir brauchen Untertitel hat ihre Aufgabe mit der Aktionswoche erfüllt (Screenshot / Google Trends).

Erinnerst du dich noch an den Shitstorm Maximilan Wüster? Gibt man seinen Namen ein, zeigt der Zeitraum zwischen dem 3. bis 9. Juli 2016 den Wert 100 an. Vier Wochen vorher schwankt dieser zwischen 90 bis 98. Dieser Trend ist inzwischen gestorben.

Maximilian Wüster war während dem Shitstorm groß im Trend (Screenshot / Google Trends).

Beispielsweise scheint im ersten Eindruck das 3. Jugendfestival vom 28. bis 29. Oktober 2016 in Stuttgart ein Erfolg zu sein. Im Internet ist dies jedoch nicht der Fall. Der Wert beim Begriff ‹jugendfestival› zwischen dem 23. bis 29. Oktober liegt bei einem niedrigen Wert von 6. Selbst der Begriff ‹jf3› spuckt nur einen niedrigen Wert von 29 aus. Diese niedrigen Werte im Internet lassen sich dadurch erklären, dass das 3. Jugendfestival keinen starken Medienpartner hatte, der ihre Internetreichweite erweitern konnte. Hauptsächlich waren Printmedien und ‹Sehen statt Hören› vor Ort. Wäre die damalige Leitung mit ihrer Ablehnung gegenüber hearZONE nicht so stur gewesen, hätte man den Wert sicherlich steigern können.

Beim ‹jugendfestival› hätte man mehr rausholen können (Screenshot / Google Trends).

Auch die Deaf Messe soll hoch im Trend sein. Unter Gleichgesinnten mag das der Fall sein. Wer ist aber nicht überrascht, dass an den örtlichen Deaf Messen kaum hörende Menschen vorbeischauen? Beim Begriff ‹deaf messe› sind keine einzigen Werte erfasst, was impliziert, dass der Suchbegriff kaum gesucht wird bzw. niemand Interesse daran entwickelt oder generell von der Deaf Messe an sich etwas erfahren hat. Die Deaf Messe soll ja von der Grundidee zeigen, dass Menschen mit Hörbehinderung auch selbstständig sein können oder etwas schaffen, genau wie hörende Menschen es tun. An der Marketingstrategie der Deaf Messe kann man noch stark feilen.

Der Suchbegriff ‹deaf messe› ist nich registriert. Die Deaf Messe ist nich tim Trend (Screenshot / Google Trends).

Vergleicht man mal frech die Medien für Gehörlose, liegt das Interessenspektrum beim Begriff ‹life insight› relativ stabil. Das kann an den englischen Begriffen ‹life› (Leben) und ‹insight› (Einblick) liegen. Bei ‹hearzone› entsteht dabei ein Dumping, mal hoch, mal tief, je nachdem, welche Themen bei hearZONE aktuell waren. Das Interessenspektrum mit dem Begriff ‹gehörlosenzeitung› liegt dagegen sehr schwach. Bei ‹deutsche gehörlosenzeitung› sind keine Ergebnisse vorhanden. Der Begriff ‹dgz› ist nicht messbar, da Kurzformen von Firmen oft auch mit anderen Firmen identisch sind und verwendet werden. Zudem zeigt im Ländervergleich der Begriff ‹dgz› in Belgien einen Wert von 100 und in Deutschland einen Wert von 4. Auch beim Begriff ‹hZ› kommen zu hohe Werte und verschiedene Länderanteile. Der Begriff ‹taubenschlag› zeigt ebenfalls wie ‹life insight› stabile Werte, allerdings mit einem Haken: Taubenzüchter suchen oft nach diesem Begriff, da Taubenschlag auch als eine Anlage, in der Tauben gehalten werden, definiert wird. Anders als bei ’sehen statt hören›, ist ebenfalls ein Dumping zu verzeichnen, nur mit höheren Raten als bei ‹hearzone›. Mit der Funktion ‹Vergleichen› lassen sich unterschiedliche Werte abgleichen.

Trends und Vergleiche sind wichtig für die Marketingstrategie (Screenshot / Google Trends).

Fakt ist, Google Trends ist ein interessantes Hilfsmittel für Marketer, die ihre Reichweite steigern möchten. Am besten probiert man das Tool mal selber aus und misst die Werte. Google Trends ist unter www.trends.google.com erreichbar.

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