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Jens Lubig: «Heute ist es ziemlich komplex geworden. Man kann viel mehr machen»

Jens begeistert sich für Medien, Musik und Kunst. Der in Einbeck lebende möchte seine Stadt bunter machen. hearZONE gibt er einen Einblick in sein Leben.

Jens Lubig ist von Geburt an schwerhörig. Im Alter von drei Jahren bekam er seine ersten Hörgeräte. Da keiner seiner Verwandten über eine Hörbehinderung verfügt, ist Jens der einzige in seiner Familie mit dieser Form der Behinderung. Dies war für ihn aber kein Hindernis in einen Kindergarten mit hörenden Kindern und auf eine Schule mit einem gleichnamigen Umfeld zu gehen. Während seiner Zeit in der Grundschule hatte er das Glück in einer Klasse mit schwerhörigen MitschülerInnen den Unterrichtsstoff vermittelt zu bekommen. Auch als er drei Jahre später die Klasse wechselte und nur unter Hörenden war, verlief es für ihn gut. Die Gebärdensprache konnte er bis dahin nicht. In Hildesheim aber kam Jens zunehmend mit der Gebärdensprache in Berührung und erlernte das Fingeralphabet. DGS kann er nun auch ein wenig.

Seinen Realschulabschluss machte er im Jahr 1995 und besuchte anschließend das BBS des LBZH Hildesheim für Gehörlose und Schwerhörige. An der Fachoberschule Gestaltung erlangte er im Jahr 1999 sein Fachabitur und lernte die Medientechnik kennen. Vor seiner Ausbildung als Mediengestalter fand sich Jens ein Jahr lang in der Arbeitslosigkeit wieder. 2001 begann er die Ausbildung in einer Druckerei in seinem Wohnort Einbeck. Es handelte sich dabei um eine duale Ausbildung. Jens erklärt, dass er drei Jahre lang im Betrieb gearbeitet hatte und während dieser Zeit das BBS besuchte.

«Ich habe Mediengestaltung gewählt, meine Berufung», so Jens freudig. Seit seiner Kindheit hat er gerne gebastelt und seine Kreativität ausgelebt. Später kam Photoshop hinzu und er erlebte die ganze Evolution der Medientechnik mit, lacht Jens im Gespräch. «Damals war das Programm einfach und schlicht. Heute ist es ziemlich komplex geworden. Man kann viel mehr machen», erklärt Jens. Da er nach seiner Ausbildung nicht übernommen wurde, empfahl ihm die Arbeitsagentur eine Berufsmaßnahme und Jens erlernte daraufhin die Buchhaltung. Zu seiner Überraschung bekam er eine Anfrage von seinem ehemaligen Ausbildungsbetrieb, ob er wieder bei der Firma einsteigen könne. Jens zögerte nicht und nahm das Angebot sofort an. Der Erfolg begleitete ihn. Er arbeitete sich zum Abteilungsleiter hoch und ist nun seit 16 Jahren bei der Firma beschäftigt.

In seiner Freizeit musiziert Jens mit Begeisterung. Bereits als Kind hat er auf der Trommel und auf der Trompete gespielt, danach folgten das Keyboard und die Mundharmonika. Mit 14 Jahren studierte er die Gitarre und nahm sich wieder dem Keyboard an. Wenn er kein Musikinstrument in die Hand nimmt, um einen Ausgleich zum Berufsalltag zu finden, beschäftigt er sich mit dem Grafikdesign und der Fotografie. «Mit der Fotografie habe ich schon in den 90er Jahren angefangen. Da hatte ich eine alte Spiegelreflexkamera. Im Jahr 2006 tauschte ich diese gegen die Canon 300D aus. Eine moderne für mich bezahlbare Marke zu der Zeit», erzählt Jens. Mit der Kamera schießt er Porträtfotos. Ein eigenes Fotostudio ist ihm aber zu kostspielig, weswegen er es mit der Fotografie bei einem Hobby belässt. Im Jahr 2013 gründete er mit Silvia und Kevin die Gruppe «Young art». Da seine Freunde studierten und andere Dinge im Sinn hatten, löste sich die Gemeinschaft aber ein Jahr später wieder auf.

«Dafür gibt es die einjährige Veranstaltung, die StreetArt Meile (SAM), welche in Einbeck in Niedersachsen stattfindet», erzählt Jens. Unter dem Motto «Unsere Stadt soll bunter werden» werden Hausfassaden künstlerisch mit Grafitti, Autos und Mauern mit Acryl- oder Airbrushfarben verziert. In Zukunft möchte Jens gerne weiterhin an Musikveranstaltungen teilnehmen und kann sich gut vorstellen als Mediengestalter in Kombination mit der Fotografie in die Selbständigkeit zu gehen.

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