Kultur

Theaterstück mit Gebärdensprache feiert erfolgreiche Premiere

Identitätsdiebstahl! Ein kleiner mieser Trick von Peck und schon stürzt die eben noch sichere Welt der jungen, gehörlosen Lehrerin Dana wie ein Kartenhaus in sich zusammen: Geld weg, Job weg, Identität weg! Was nun?

Eine irre Hetzjagd quer durch die USA beginnt, und stellt nicht nur die Liebe zwischen Dana und Bridger auf eine harte Zerreißprobe. Auch Peck muss Federn lassen- nicht nur in Form von Natalia. Eine Liebesgeschichte – Eine Geschichte über das Hören – das (Nicht-) Verstehen – die Stille; eine Geschichte über das Suchen, Finden und Verlieren des Glücks.

Von der Idee zur erfolgreichen Umsetzung

Christine Bossert, die Stuttgarter Regisseurin, Gründerin und Leiterin des Theaterlabels von «Wir.Jetzt!» hat sich des Romans des amerikanischen Autors T.C. Boyle «Talk Talk» angenommen und eine Bühnenfassung erarbeitet. Ende 2014 nahm Christine Bossert mit Mirko Scheit und Tanja Lilienblum-Steck aus der Abteilung «Kultur mit Kopf, Herz und Hand» des Vereins der Gehörlosen Stuttgart e.V. Kontakt auf. Nach einem ersten Treffen im Januar 2015 war klar, dass drei Mitglieder der Abteilung – Sabine Scherbel, Mirko Scheit und Tanja Lilienblum-Steck – bei der Inszenierung mitwirken werden.

Die Probenzeit dauerte zwei Monate. Die hörenden Schauspieler Aaron Frederik Defant, Lucia Glaser, Wolfgang Mondon und Natasa Rikanovic sowie die Regisseurin Christine Bossert und die Regieassistentin Lisa Milde zeigten sich sehr offen für die Gebärdensprache und die Welt und Kultur der Gehörlosen. Innerhalb kurzer Zeit erarbeiteten sie sich Gebärden, und es entstand ein enges Miteinander zwischen hörenden und gehörlosen Ensemblemitgliedern. Mirko Scheit war hier maßgeblich als Coach für die Gebärdensprache tätig. Besonders hervorzuheben ist das künstlerische Konzept der hörenden Regisseurin Christine Bossert, eine gehörlose Schauspielerin zu engagieren und die Gebärdensprache als weiteres gestalterisches Element auf der Bühne einzusetzen.

 

Sabine Scherbel. Miss Deaf Germany Vize 2014. / Foto: Mirko Scheit

Gehörlose Schauspielerin Sabine Scherbel

Die gehörlose Schauspielerin Sabine Scherbel, die den gebärdensprachlichen Teil der Rolle der Dana übernimmt und ihre innere Stimme / die Seele darstellt, ist wahrscheinlich vielen Deafies bereits bekannt: Im Jahr 2014 erhielt sie den Titel Miss Deaf Germany Vize, die Krone der Miss Deaf World und war Teilnehmerin bei Miss Deaf World. Für sie war es der erste Auftritt als Schauspielerin auf einer Bühne, wird aber hoffentlich nicht der letzte bleiben.

Dolmetscherinnen / Foto: Mirko Scheit

Aufführungen in Gebärdensprache

An drei Abenden wird das Theaterstück komplett in Gebärdensprache aufgeführt. Die beiden Dolmetscherinnen Tanja Lilienblum-Steck und Sonja Lewandowsky stehen hierbei nicht nur – wie üblich – seitlich am Bühnenrand, sondern sind selbst Teil des Stücks, begleiten die Schauspieler bei deren Bewegungen über die Bühne und übernehmen auch in Mimik und Gestik den Ausdruck der Schauspieler, so dass auch für das gehörlose Publikum ein spannendes Theatererlebnis garantiert ist. Tanja Lilienblum-Steck war gemeinsam mit Sabine Scherbel und Mirko Scheit von Anfang an an der gebärdensprachlichen Umsetzung des Stückes beteiligt und übernimmt auch eine Nebenrolle im Stück.

Rückblick und Ausblick

Die «gebärdensprachliche Premiere» fand am 28. März 2015 in Stuttgart statt und war ein überraschender Erfolg. Das hörende Publikum zeigte sich interessiert an einem Einblick in die Welt der Gehörlosen und die Gebärdensprache und das hörbehinderte Publikum war begeistert von diesem spannenden und mitreißenden Stück. In Planung sind weitere gebärdensprachliche Projekte in Stuttgart unter der Leitung von Christine Bossert.

Aufführungstermine:
Weitere Termine: 16. April 2015, 17. April 2015* und 18. April 2015*, jeweils um 20 Uhr.
*Am 17. und 18. April findet die Aufführung mit Verdolmetschung in die Gebärdensprache statt.
Kartentelefon: 07 11/83 88 28 43 (Mo-Fr 10-16 Uhr)
Kartenverkauf: karten(at)ost-stuttgart.com
Die Abendkasse öffnet 1 Stunde vor Vorstellungsbeginn
Kartenpreise: 15,- Euro; erm. 10,- Euro

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