«Das Prinzip Jago»
«Das Prinzip Jago» im Grillo-Theater Essen - worum geht es und wie ist es mit einem Dolmetscher auf der Bühne?
Das Prinzip Jago entstand aus der Zusammenarbeit der Dreh- und Theaterautoren Ulf Schmidt und Oliver Schmaering, dem Regisseur Volker Lösch und der Dramaturgin Vera Ring. Bei «Das Prinzip Jago» handelt sich dabei um eine dreieinviertelstündige Theateraufführung mit dem tauben Gebärdensprachdolmetschers Rafael Grombelka. Dieser ist bereits in der Hörbehindertenszene bekannt. Er gab eine Einführung zu dem Stück in Gebärdensprache und dolmetschte insgesamt 3 Stunden lang die gesamte Darbietung. Wie läuft das genau ab? Die hörende Gebärdensprachdolmetscherin übersetzt das Schauspiel in Gebärdensprache. Sie sitzt währenddessen im Publikum. Der taube Dolmetscher steht auf der Bühne, verfolgt die Gebärden der hörenden Dolmetscherin und transferiert sie für das Publikum. Aufgrund der Zwischenschaltung der hörenden Dolmetscherin geschieht die Übersetzung des Schauspiels zeitverzögert. Es ist eine bemerkenswerte Leistung, die die beiden Dolmetscher an dem Abend erbracht haben. Gewöhnlich wechseln sich zwei Dolmetscher nach 15 bis 30 Minuten ab, um zu pausieren.
Stefan Diekmann verkörpert bei diesem Schauspiel den Jago, eine Figur, die bereits bei Shakespears «Othello» den Bösewicht mimte. Ein Jago hat keine Skrupel dabei, seine Mitmenschen zu manipulieren, um sie für sich arbeiten zu lassen. Besonders die heutige Gesellschaft ist sehr empfänglich für einen Jago. Verweise, die den Wandel der heutigen Gesellschaft unterstreichen, sind in Form von Interviews mit Essener Bürgern sowie Flüchtlingen, Kommentaren der Pro NRW-Website und Schlagzeilen aus der WAZ reichlich im Stück enthalten. Nick, der Name des Jagos in diesem Schauspiel, zettelt eine Demonstration von Flüchtlingen auf dem Kennedyplatz in Essen an und spielt die Redaktionsmitglieder gegeneinander aus, sodass sich ein Bürgerkrieg mit Toten entwickelt und die Redaktion rechtsradikal neu besetzt wird.