Kultur

Ein Monolog: «Nichts Schöneres»

Bettina Kokoschka stellt sich einer großen Herausforderung: ein Einzelauftritt «Nichts Schöneres» 100 Minuten in Gebärdensprache.

Bettina Kokoschka begeistert sich seit 2002 für Gebärdensprachkunst auf der Bühne. Im Monolog «Nichts Schöneres» von Oliver Bukowski setzt sie mit ihrem Einzelauftritt neue Maßstäbe. Über 100 Minuten zeigt sie einen Einzelauftritt in Gebärdensprache, der schriftlich auf 113 Seiten passt und in Zusammenarbeit mit ihrer Regisseurin in DGS übersetzt wurde.

Die Regisseurin und Drehbuchautorin Ute Sybille Schmitz (Sprechstimme) ist für ihre filmischen Werke wie «Loreley», «Max und Moritz» oder «Das Karussell» in der Gebärdensprachgemeinschaft bereits sehr bekannt (hZ #27). Im Frühjahr 2016 kündigte sie an, dass noch vor Ende 2016 das Stück «Nichts Schöneres» mit Bettina Kokoschka (Mechthild, Gebärdensprache) im Heimathafen Neukölln auf der Bühne präsentiert wird. Über 200 BesucherInnen verfolgten am 19. November 2016 mit wachsender Begeisterung das neue Theaterstück in Berlin.

«Mechthild, Totschlag, schwere Körperverletzung, guten Morgen allerseits.» Eine Frau, ein Monolog und ein desaströses Leben. Die Hoffnung des Moments lässt Mechthild Huschke in «Nichts Schöneres» voller Leichtigkeit darauf zurückblicken.

Student muss er sein, so kultiviert war er letzte Nacht. Ein Hoffnungsschimmer ist er auf jeden Fall. «Wo du bist, öffnen sich Muscheln», lässt Mechthild sein Gedicht Revue passieren und lacht: «Alte Sau!». Gedichte kommen in der Vergangenheit der Mitfünzigerin nicht vor.

Dafür Dieter wie er zerschlitzt, hackt und reindrückt. Erinnerungen an Demütigungen ihres mittlerweile zermatschten Mannes, später an die der Wärterinnen in der Klapse – Mechthild geht sie all noch einmal heiter durch, in diesem Moment der Hoffnung auf eine Zukunft.

Erstmals antwortet «Nichts Schöneres» auf die Frage des Autors: Wie kann all die Ironie, der Sarkasmus, der Zynismus, der feine Unterschied zwischen Meinen und Sagen in Gebärdensprache übersetzt werden? Eine Sprache, die all das nur bedingt kennt? «Das ist Neuland und nicht weniger als eine Pionierleistung!», spricht Oliver Bukowski begeistert über das Projekt.

Bettina Kokoschka hat die Herausforderung hervorragend gemeistert. Jeden Tag musste sie zwei bis vier Stunden für das Stück «Nichts Schöneres» lernen. Ihre Regisseurin kommentiert die Leistung: «Die Arbeit von Bettina ist wirklich bemerkenswert. Hut ab!»

Ute Sybille Schmitz wünscht sich eine Tour mit der Hauptdarstellerin bundesweit durch Deutschland. Für die Zukunft plant die Regisseurin weitere neue Werke, wie sie im Gespräch mit hearZONE verriet. Wie es um die Zukunft bestellt ist, bleibt also offen. Sicher ist, dass Bettina Kokoscha eine herausragende Leistung mit «Nichts Schöneres» hinterlässt.

www.utesybilleschmitz.de

Auch interessant