Kultur

«AndersSein vereint» – Über 80 Protagonisten bringen Inklusion zum Leben!

Inklusion im Jahr 2015: Heiss diskutiert, schlecht funktioniert?! Diesen Eindruck haben nicht wenige wenn es um die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention von 2006 geht. Und während die einen in Schulen und Kitas hitzige Debatten führen, die anderen mehr Barrierefreiheit fordern und wiederum andere Inklusion abtun als Randgruppenthema, was nicht sie selbst betrifft hat ein junger Hamburger, selbst von Geburt an Taubheit grenzend hörbehindert, eine ganz andere Vision.

Eine audiovisuelle Produktion, die Inklusion unmittelbar erfahrbar macht und Menschen unterschiedlichster Backgrounds zusammenbringt. Mit einer Botschaft, die die Mitte der Gesellschaft erreicht und sensibilisiert für ein Thema, was tatsächlich jeden betrifft: aktuell oder im Laufe seines Lebens. Angefangen bei den eigenen Barrieren im Kopf bis hin zu Behinderungen körperlicher, geistiger oder auch emotionaler und finanzieller Natur.

Gesagt, getan. Mischa Gohlke, mit seiner Initiative «Grenzen sind relativ» seit Jahren engagiert für gesamtgesellschaftliche inklusive Projekte und mit dem «Musikunterricht für Hörgeschädigte» bereits mehrfach ausgezeichnet, trug die Idee weiter an Sängerin und Songwriterin Katrin Wulff weiter, die den passgenauen Soundtrack dazu schrieb.

Probe- und Brainstormsessions folgten, Monate des Organisierens und Bangens ob und wie die grosse Vision mit kleinem Budget umzusetzen sei. Die Puzzleteilchen setzten sich schrittweise zusammen, mit Jan Philipp Kelber war der richtige Produzent gefunden und der Song von der Mischa Gohlke Band feat. Katrin Wulff schliesslich eingespielt. Mit «Orange Blue» Sänger Volkan Baydar, Bluesröhre Jessy Martens, Rolli Rapper Graf Fidi und der an MS erkrankten Soulsängerin Marie Garroth waren glaubwürdige wie musikalisch herausragende Gastsänger gefunden.

AndersSein; Hamburg, 2015, Roeler

Als spannungsreicher Höhepunkt folgte ein vier Tage dauernder Videodreh mit rund 80 Protagonisten: Würde der Funke überspringen und der inklusive Gedanke zwischen Menschen unterschiedlichster Szenen – mit und ohne formal anerkannte Behinderung – zwischen Darstellern und Crew, zwischen jung und alt wirken?

Er sprang über! Zu sehen in einem mitreissenden fast 6-minütigen Youtube-Video, in dem gemeinsam gesungen, gegroovt, gerappt und gebärdet wird: Von universeller Verbundenheit und Überwindung persönlicher wie gesellschaftlicher Grenzen. Mit glaubwürdigen wie engagierten Protagonisten wie der gehörlosen Tänzerin Kassandra Wedel, dem gesellschaftskritischen Autor Dirk Fleck oder dem «Die kleine Welt der grossen Menschen» Moderator Michel Arriens. Mit dem Gebärdenchor Hands up bei dem unter der Leitung von Ines Helke gehörlose, schwerhörige und ’normal› hörende Menschen generationsübergreifend zusammen gebärden. Und mit Bildern, in denen nicht ein Handicap im Vordergrund steht sondern allein eins: Mensch Sein!

Mit den Erlösen aus den Verkäufen von «AndersSein vereint» werden weiterführende inklusive Projekte von «Grenzen sind relativ» unterstützt und durchgeführt. Zum Beispiel Aktionstage Inklusion an Schulen und Universitäten, spartenübergreifenden Festivals, inklusive Tourneen sowie eine Albumproduktion mit nationalen und internationalen Künstlern.

Und so darf man berechtigterweise hoffen, dass die Botschaft dieser mit viel Eigenengagement und Liebe zum Detail entstandenen Produktion noch weite Kreise schlägt und Menschen über alle Grenzen hinweg erreicht.

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