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Fahrschule Glanzmann

Timo Glanzmann ist schwerhörig und bereits seit vier Jahren im Raum Luzern beruflich als Fahrlehrer unterwegs. Seinen SchülerInnen bringt er den Lernstoff auf eine besondere Art und Weise bei.

Nach seiner Tätigkeit als Konstrukteur und Projektplaner wollte sich Timo beruflich neu orientieren und in den Familienbetrieb «Fahrschule Glanzmann» einsteigen. Die Idee Fahrlehrer zu werden, entsprang ursprünglich einem Spässchen seiner Freunde: «Sie meinten, dass ich wegen meiner Trainerfunktion im Fussball einen guten Fahrlehrer abgeben würde. Mir gefiel die Idee und aus Spass wurde ernst», erzählt Timo. Um diesen Schritt zu gehen, war es notwendig, bestehende Barrieren abzubauen.

Kampf um den Traumberuf

«Wer Auto fährt, trägt eine grosse Verantwortung, daher ist die Kommunikation über die Lautsprache eine wichtige Voraussetzung, um Fahrlehrer zu werden», erklärt Timo. Nach fast über einem Jahr Kampf mit diversen Gesuchen, Tests und Abklärungen durfte Timo die Ausbildung zum Fahrlehrer beim Schweizerischen Verkehrs-Pädagogischen Institut in Luzern starten. «Ich war überglücklich, hatte dort die volle Unterstützung von den Lehrpersonen und ich erhielt volles Verständnis für meine Hörbehinderung», so Timo.

Meine eigene Fahrschule

Sehr bald nach der Ausbildung wusste Timo bereits, dass er seine eigene Fahrschule gründen möchte. «Dank der Unterstützung meines Vaters und meines Bruders konnte ich erste Erfahrungen sammeln. Das half mir für den Aufbau meiner Selbständigkeit», so Timo. Mittlerweile bildet der Fahrlehrer hörende, schwerhörige und gehörlose FahrschülerInnen aus und findet, dass es mehr gebärdensprachkompetente Fahrlehrer in der Schweiz geben sollte. «Gehörlose haben den Anspruch auf eine gleichwertige Ausbildung und es ist von Vorteil, wenn in der ganzen Schweiz Fahrlehrer vertreten sind, die den Umgang mit Hörbehinderten verstehen», erklärt Timo.

Er selbst verwendet die Gebärdensprache in seinem Unterricht und vereinbart mit seinen SchülerInnen zusätzliche Zeichen für Fachbegriffe, wie zum Beispiel das «K» aus dem Fingeralphabet für das Wort «Kupplung». Auch hält Timo während der Fahrstunden öfters am Seitenrand an, um den Lernstoff bedürfnisgerecht zu vermitteln. «Bei Hörenden kann ich während der Fahrt sprechen. Allerdings beobachte ich, dass sie schneller abgelenkt sind. Gehörlose können sich besser auf den Verkehr konzentrieren und sogar sehr gut Autofahren», bekräftigt Timo.

Mund-zu-Mund-Propaganda

Um die Lenkradführung zu erklären verwendet Timo Spielzeugautos, aus Legobausteinen und zeichnet auf laminierten Folien den Überholvorgang ein: «Wir gestalten die Fahrschule so, wie wir sie uns als Fahrschüler wünschen würden», erklärt Timo. Die Konkurrenz beurteilt Timo nicht. Vielmehr konzentriert er sich auf die Besonderheit und Qualität seiner Dienstleistung und er ist überzeugt, dass er viele seiner Kunden über die Mund-zu-Mund-Propaganda erreichen kann: «Ist ein Fahrschüler zufrieden, spricht sich das schnell in dessen Familien- und Kollegenkreis herum.»

Herausforderung im Beruf

Je nach Stimmung der FahrschülerInnen braucht es ein offenes Ohr oder ein paar Worte, um ihnen die nötige Sicherheit zu geben oder um sie zu motivieren. Besonders gefällt ihm die Vielseitigkeit an seinem Beruf. Denn täglich erlebt Timo mit seinen SchülerInnen neue Verkehrssituationen: «Wenn man den ganzen Tag unterwegs ist, gibt es neben den schönen Momenten, auch immer wieder gefährliche Situationen, seitens Fahrschüler und der Verkehrswelt, welche zu Unfällen führen können.» Aus diesem Grund freut sich Timo, wenn er sowohl jungen als auch älteren FahrschülerInnen das Autofahren insoweit beibringen kann, dass sie nach der Ausbildung gut und sicher in ihrem Fahrzeug unterwegs sind.

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