Damit Menschen mit einer Hörbehinderung Fernsehsendungen mitverfolgen können, wird bereits ein grosser Teil der Sendungen mit Untertiteln produziert.
Lilian Zbinden arbeitet seit 2006 bei SWISS TXT in der Untertitelredaktion für das Schweizer Fernsehen. Damals noch in Teilzeit neben dem Studium im Fachbereich Übersetzen und heute in Vollzeit: «Es gibt mehrheitlich Teilzeitpensen am Abend, da beim Fernsehen die Sendungen untertitelt werden, welche die Leute am Abend schauen», erzählt Lilian. Daneben hat Lilian noch als Übersetzerin bei einem anderen Unternehmen gearbeitet und ihr Pensum im Laufe der Zeit aufgestockt.
Gebärdensprache und Untertitel
Wenn Lilian erklärt, dass sie Untertitel für Hörgeschädigte für diverse Sendungen im Schweizer Fernsehen erstellt, kommt es manchmal zu einem Missverständnis: «Ah, du kannst Gebärdensprache!», heisst es dann. Darauf antwortet sie, dass es zwei verschiedene Dinge sind. «Damit man läse kann, statt lose.» Circa 10 % der Schweizer Einwohner haben ein Hörgerät und brauchen Untertitel, damit sie den Inhalt der Sendungen verstehen können. Für Menschen, die von Geburt an gehörlos sind und die Gebärdensprache als ihre Muttersprache erlernt haben, ist die deutsche Sprache eine Fremdsprache. Daher sind sie auf eine Verdolmetschung der Inhalte in Gebärdensprache angewiesen.
Verschiedene Arten der Untertitelung
«Es gibt verschiedene Arten, wie wir untertiteln. Das eine sind vorbereitete Untertitel für Filme, Serien sowie Dokumentationen, von denen wir im Voraus den Text und das Video erhalten und die Untertitel so im Video platzieren können, dass der Schnitt genau stimmt.» Bei den vorbereiteten Untertiteln werden auch die Musik und die Geräusche beschrieben. Aber das ist eine andere Arbeit als bei der Untertitelung von semi-live oder live Beiträgen. Die Tagesschau ist zum Beispiel semi-live. «Da haben wir die Texte schon vorher und Zugriff auf das Redaktionssystem. Wir kennen die Texte der Journalisten und können die Untertitel vorbereiten, also ‹püschelen›, so nennen wir das», berichtet Lilian. Semi-live bedeutet auch, dass Lilian die Untertitel zwar vorbereiten kann, aber diese zeitgenau rausschicken muss. «Die Sendung ist live, wir hören mit und senden die Untertitel», erklärt Lilian. Live Untertitelung hingegen erstellt Lilian zum Beispiel bei Schaltungen zu Korrespondenten, Sportsendungen usw. In den letzten zwei Jahren waren es zahlreiche Pressekonferenzen vom Bundesrat und dem BAG, welche live untertitelt worden sind.
Spracherkennungssoftware
Bevor es die Spracherkennungssoftware gab, haben die Untertitelredakteure alles von Hand in die Tastatur eingetippt. «Seit 2008 arbeiten wir mit der Spracherkennungssoftware, da man schneller spricht, als tippt. Das ist wie Dolmetschen», erläutert Lilian. Dazu kommt noch die Output-Kontrolle: Dabei überprüft Lilian den Text, den die Spracherkennungssoftware produziert und greift ein, um Fehler zu korrigieren, bevor sie den Text versendet. Manchmal steht etwas ganz anderes da und es ist für das Team unfreiwillig komisch. Daher gibt es ab und zu auch mal Lacher im Team. «Es ist eine unglaublich schöne Arbeit, da sich die Sinnfrage nie stellt, denn wir schaffen Zugang zu den Inhalten der Sendungen für Menschen, die das sonst nicht hätten», so die Untertitelredakteurin.
Vereinbarung mit den Verbänden
Der Umfang des barrierefreien Angebots ist in einer Vereinbarung zwischen der SRG und den Schweizerischen Hörbehindertenverbänden festgelegt: Bis 2022 sollen 80 % der Inhalte mit Untertiteln bereitgestellt werden, sodass Menschen mit einer Hörbehinderung Zugang zu den Fernsehinhalten bekommen.