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«Mit der Maskenpflicht hat sich die Kommunikation für mich verändert»

Die gehörlose Melanie kümmert sich in ihrem Beruf als Sozialbegleiterin bei der Beratung für Schwerhörige und Gehörlose (BFSUG) in Zürich um die Sorgen ihrer Schützlinge.

Mit der Einführung der Maskenpflicht erlebte auch Melanie als Gehörlose in ihrer Rolle als Sozialbegleiterin eine neue Herausforderung. «Es gab bereits Situationen, in denen mein Gesprächspartner sich weigerte, die Maske abzulegen. Ich fühlte mich in diesem Moment als Mensch nicht akzeptiert und wertlos», so die Sozialbegleiterin. Auch das Merkblatt des Bundesamts für Gesundheit BAG, welches darauf hinweist, dass Masken in der Kommunikation mit hörbehinderten Menschen abgenommen werden dürfen, half ihr in dieser Situation nicht weiter. «Es ist sehr schwierig für mich, alles umfassend zu erklären. Da ich gehörlos bin, habe ich keine Kontrolle über meine Stimme und spreche zu leise oder zu undeutlich. Dann werde ich nicht verstanden. Aus diesem Grund haben wir auf der Beratungsstelle (BFSUG) leuchtend gelbe Hinweis-Kärtchen angeschafft.» Auf den Kärtchen steht, dass Masken für Menschen mit Hörbehinderung, die auf Lippenlesen angewiesen sind, ein kommunikatives Hindernis sind, das zu Missverständnissen führen kann. In diesem Fall können das Personal oder Begleitpersonen während der Kommunikation oder während eines Austausches die Maske abnehmen, sofern genügend Abstand eingehalten werden kann. Falls vorhanden, kann alternativ eine Maske mit transparentem Sichtfenster verwendet werden. Seitdem trägt Melanie für ihre Klient*innen und für sich selbst die Kärtchen bei sich, um andere Menschen auf ihre Möglichkeiten hinzuweisen.

Arztbesuch mit Dolmetscher*innen

In ihrem Beruf als Sozialbegleiterin unterstützt Melanie schwerhörige und gehörlose Klient*innen und begleitet diese in ihrem Alltag, zum Beispiel bei Arztterminen. «Dolmetscher*innen für Gebärdensprache haben die Aufgabe, Gespräche 1:1 zu übersetzen. Häufig gibt es beim Arzt-Patientengespräch komplizierte Fachbegriffe und Erläuterungen, welche von meinen Klient*innen nicht verstanden werden. Ich bin dann für die Kulturvermittlung zuständig», erzählt Melanie. Das bedeutet, Melanie vereinfacht die Übersetzung der Dolmetscher*innen, und passt ihre Erklärung je nach Erfahrungsstand und Lebenssituation der Klient*innen an, sodass diese den Inhalt des Gesprächs verstehen können. Dies ist nur eine der vielfältigen Aufgaben, welche Melanie als Sozialbegleiterin hat. Das Ziel der Sozialbegleitung ist es, die Klient*innen in ihrem Alltag zu begleiten, bis sie sich selbständig in die Gesellschaft integrieren können. «Ich helfe den schwerhörigen und gehörlosen Menschen sehr gerne und es macht mich stolz, wenn sie meine Unterstützung nicht mehr brauchen», erzählt die kompetente junge Frau.

Transparente Maske

Eine transparente Maske unterstützt die barrierefreie Kommunikation: «Würden Ärzte, Verkäuferinnen und andere Fachpersonen eine transparente Maske tragen, könnte ich von den Lippen ablesen. Die Mimik erkennen, sehen, ob jemand lächelt, wütend oder traurig ist», so Melanie. Da es für die Mitarbeiter*innen der Beratungsstelle sehr wichtig ist, auf die Sorgen ihrer Klient*innen einzugehen und individuelle Hilfestellung zu leisten, haben sie neben weiteren Schutzmassnahmen, Plexiglasscheiben in ihren Büroräumen aufgestellt. Die Klient*innen und Mitarbeiter*innen dürfen aus diesem Grund beide die Masken abnehmen oder eine transparente Maske tragen. «Ich wünsche mir, dass mehr Menschen eine transparente Maske nutzen. Ich kann zu 30 % von den Lippen ablesen und die transparente Maske hilft mir dabei, den Gesprächsinhalt zu verstehen.»