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Offener Brief an den Bundesrat und das Bundesamt für Gesundheit

Offener Brief mit Sperrfrist an Bundesrat und das Bundesamt für Gesundheit. Sperrfrist bis 4. Februar 2021, 16 Uhr. Damit Inklusion nicht zu einem Schlagwort wird: Menschen mit einer Hörbehinderung gehören zu unserer Gesellschaft

Sehr geehrter Herr Bundesrat Berset Sehr geehrte Frau Levy

Wir Hörbehindertenorganisationen stehen seit Pandemiebeginn unter grossem Druck und mit der Diskussion um die FFP2 Masken kündigt sich ein neues Problem an, weshalb wir uns erneut an Sie wenden.

Menschen mit einer Höreinschränkung stehen aufgrund der Maskenpflicht vor schwerwiegenden Problemen. Sie können nicht Lippenlesen, verstehen deshalb kaum etwas und leiden massiv. Wir haben Meldung von Jobverlusten, von Personen, die die Ausbildung nicht fortführen können, von Kindern, die dem Unterricht nicht folgen können. Es sind sehr viele Menschen betroffen: In der Schweiz leiden über 1,3 Millionen an einer Hörbeeinträchtigung. Neben ihnen stehen auch namentlich Logopäd:innen, Lehrer:innen, Heilpädagog:innen, Gebärdensprach-und ELS-Kodier-Dolmetscher:innen, Leute, die mit älteren und ganz jungen Personen arbeiten aufgrund der Maskenpflicht vor grossen Problemen.

Gibt es eine Lösung?

Wie Sie mitbekommen haben, setzten wir Behindertenorganisationen uns seit Beginn der Pandemie für transparente Masken ein (siehe unser Brief vom 23.04.2020). In der Schweiz waren bislang leider keine solchen Masken verfügbar. Erst kürzlich konnten wir einen ersten positiven Zwischenschritt erreichen, indem ein grosser Retailer transparente Community Masken ins Sortiment aufgenommen hat. Leider sind die Masken mit über CHF 5.- ziemlich teuer und die IV ist trotz mehrmaligem Nachhaken nicht bereit, hier einen Beitrag zu leisten, weshalb wir nach günstigeren Möglichkeiten weitersuchen. Unter den günstigeren Möglichkeiten steht übrigens auch ein Schweizer Produzent zur Disposition, der aber (leider immer noch) auf Unterstützung vom Bund wartet, z.B. in Form einer Abnahmegarantie, damit er die Produktion starten kann.

Mit den jüngsten Pandemieentwicklungen stehen wir vor dem nächsten Problem: Mit der Diskussion um einen allfälligen FFP2 Standard wird es noch schwieriger: 1. transparente Masken zu finden; 2. Retailer zu motivieren, transparente Masken in einem tieferen Schutzstandard, preisgünstig, in ihr Sortiment aufzunehmen.

Deshalb unsere Forderung an den Bund:

  • Förderung der transparenten Maskenproduktion respektive der Beschaffung von transparenten Masken (gerne teilen wir unser Wissen mit Ihnen).
  • Finanzielle Beteiligung durch die IV an den Mehrkosten für Masken.
  • Bevor ein FFP2 Standard in der Schweiz eingeführt wird: Förderung der Beschaffung oder Produktion transparenter Masken in FFP2 Standard (ein Schweizer Produzent ist u.U. gewillt). Falls bis dahin noch nicht verfügbar: Sonderbewilligung für das Tragen von transparenten Masken mit einem tieferen Schutzstandard für Kommunikationspartner:innen von Menschen mit einer Höreinschränkung.

Den Schaden, den Menschen mit einer Hörbehinderung durch das Fehlen transparenter Masken bis anhin erleiden mussten, ist enorm. Wir sind Ihnen dankbar, wenn Sie so rasch als möglich auf unsere Forderungen eintreten und mit uns nach Lösungen suchen. Denn: Jeder Tag zählt…

Danke für eine rasche Rückmeldung.

Freundliche Grüsse

Schweizerische Vereinigung der Eltern hörgeschädigter Kinder, Agatha Gasser (Präsidentin), Schweizerischer Hörbehindertenverband Sonos, Hannes Egli (Geschäftsführer), Fondation A Capella, Pierre Lutz (Cellule Covid-19), pro audito schweiz, Heike Zimmermann & Jolanda Galbier (Co-Geschäftsleiterinnen)