Der Mädchentag ist ein ereignisreicher Tag für gehörlose und schwerhörige Mädchen sowie junge Frauen und findet jährlich in der 'Alten Kaserne' in Winterthur statt.
Organisiert wird der Mädchentag vom Zentrum für Gehör und Sprache (ZGSZ) und von der Schweizerischen Vereinigung der Eltern hörgeschädigter Kinder, Regionalgruppe Zürich (SVEHK). Das Angebot richtet sich an gehörlose und schwerhörige Mädchen sowie junge Frauen ab einem Alter von sieben Jahren.
Warum der Mädchentag?
Der Mädchentag fand in diesem Jahr zum 14. Mal statt und wurde ursprünglich von Irene Eckerli, Inhaberin der psychologischen Fachstelle des ZGSZ und von schulischen Audiopädagoginnen initiiert. «Es ist ein Tag voller fröhlicher, unbeschwerter Momente, eine Pause vom Alltag in den integrativen Schulen, den die Mädchen oft ohne andere Betroffene erleben. Am Mädchentag können die Mädchen ganz sich selber sein, an tollen Workshops ihren Interessen nachgehen und Selbstbewusstsein tanken sowie neue Kontakte unter Selbstbetroffenen knüpfen», erklärt Susanna Brunner, schulische Audiopädagogin beim ZGSZ und Co-Leiterin am Mädchentag.
Programm in diesem Jahr
Das Programm des Mädchentages variiert von Jahr zu Jahr. In diesem Jahr konnten die gehörlosen und schwerhörigen Mädchen und jungen Frauen zwischen den folgenden Workshops auswählen: Wellness und Beauty, Hip Hop, Theater spielen, backen, Rosen falten, Gebärdensprachkurs, Handlettering und ein Vogelhaus basteln. Besonders das Backen hat es der zehnjährigen Kiana angetan. Sie backt sehr gerne mit ihrer neuen Freundin und freut sich über das vielfältige Angebot: «Am Mädchentag lerne ich neue Freundinnen kennen, die auch schwerhörig sind und ich habe Spass. Ich würde nichts am Mädchentag ändern wollen.» Die dreizehnjährige Sara will möglichst viele verschiedene Workshops besuchen und neue Dinge ausprobieren. «Mir gefällt es, dass es verschiedene Workshops gibt und wenn man zu früh fertig ist, kann man sich am nächsten Stand ein Airbrush-Tattoo machen lassen.» Die zwölfjährige Mia hingegen findet grossen Gefallen am Handlettering. Zurzeit besucht sie die Volksschule am «Landenhof Zentrum für Hören und Sehen» in Unterentfelden. «Mir gefällt es vor allem, dass am Mädchentag die Mädchen zusammenkommen, die auch nicht so gut hören», so Mia.
Integrative Beschulung
Anders als Mia gehen Kiana und Sara in eine Regelschule und werden dort jeweils in eine Klasse mit hörenden Schülerinnen und Schülern integriert. «Ich bin die Einzige dort, die schwerhörig ist und darum begleitet mich eine Audiopädagogin», erzählt Sara. Beide Mädchen erhalten Unterstützung durch die schulische Audiopädagogin Eva Hack. Um die Chancengerechtigkeit bei der integrativen Beschulung zu garantieren, werden die betroffenen Kinder und Jugendlichen individuell beraten und gefördert. Aus diesem Grund begleiten Audiopädagogen und Audiopädagoginnen die Betroffenen vom Zeitpunkt der Diagnose ihrer Hörbehinderung bis zum Ende ihrer ersten beruflichen Ausbildung. Die Audiopädagogen beurteilen unter anderem die Lernsituation vor Ort, vernetzen sich mit Fachpersonen, entwickeln passende Lernsettings und unterstützen die Schülerinnen und Schüler in ihrer Identitätsentwicklung.
Identität und Selbstvertrauen
Anlässe wie der Mädchentag fördern die Identitätsentwicklung der Mädchen und stärken sie in ihrem Selbstvertrauen. «Ich finde es sehr berührend, wie viel Power die Mädchen in dieser grossen Gruppe haben. Die Mädchen strahlen am Ende des Tages. Für viele ist der Mädchentag ein Highlight im Jahr», erklärt die Co-Leiterin des Mädchentags, Eva Hack. Zudem berichten die Eltern häufig davon, dass sich die Mädchen ausserhalb des Mädchentags treffen, den Kontakt zueinander suchen und auch langfristig halten.