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«Ich merkte, dass die Mimik nicht stimmte»

Die 41-jährige gehörlose Sabine hat das Usher-Syndrom und brachte Anfang März 2020 ihre Tochter Nina gesund auf die Welt.

Für Sabine ist eine ganzheitliche medizinische Versorgung mit einer zugewandten und fürsorglichen Behandlung wichtig. Aus diesem Grund entschied sie sich für das Paracelsus Spital. «Mir gefiel die Philosophie des Spitals. Ich habe alle drei Töchter dort geboren. Auch wünschte ich mir ein kleines Spital, wo sich das Personal Zeit für die Patienten nimmt. Leider ist das Spital Ende 2020 Konkurs gegangen», erzählt Sabine.

Einsetzen der ersten Wehen

Mit dem Einsetzen der ersten Wehen fuhren Sabine und ihr Lebenspartner Ruben gemeinsam zum Spital. «Ich war froh, dass ich bereits einige Male für die Voruntersuchungen dort gewesen war und mich die Ärzte und Pflegefachpersonen bereits kannten», so Sabine. Die Voruntersuchungen ergaben, dass sich das Baby in einer Steisslage befand, mit dem Kopf nach oben und mit dem Gesäss in Richtung des Geburtskanals. Damit sich das Baby noch kurzfristig in eine gebärfreundliche Position drehen könne, hat Sabine einen speziellen Druckgurt erhalten, den sie mit nach Hause nehmen durfte.

Ankunft im Spital

Im Spital angekommen, nahm der Arzt eine Ultraschalluntersuchung vor und suchte das direkte Gespräch mit Sabines schwerhörigem Partner Ruben. «Ich merkte, dass die Mimik nicht stimmte. Ruben sah sehr besorgt aus, was mich stark beunruhigte», erzählt Sabine. Der Arzt wies Sabine schliesslich auf mögliche Komplikationen und Risiken bei einer Spontangeburt bei Steisslage hin. Das Baby sei wegen ihrer Schwangerschaftsdiabetes sehr gross geworden und es sei mit Komplikationen zu rechnen. Er klärte Sabine über die Möglichkeit eines Kaiserschnitts auf und fragte, ob sie sich für den Kaiserschnitt entscheiden möchte. Ruben unterstützte Sabine im Gespräch, wo es möglich war. «Ich hatte beginnende Wehen. Die Informationen waren sehr komplex und umfangreich und während der Schmerzen konnte ich mich kaum auf den Arzt konzentrieren und ihm von den Lippen ablesen. Ich fühlte mich in der Situation wie verloren», erklärt Sabine.

Durch Stress blockiert

Da Sabine durch die Verständigungsschwierigkeiten und das bestehende Informationsdefizit stark verunsichert war, wollte sie alleine sein, um sich und ihr Gedankenkarussell bei einem Spaziergang zu beruhigen. «Die Wehen liessen nach. Mein Körper blockierte durch den Stress und ich versuchte, mich zu entspannen», erklärt Sabine. Am Abend kamen die Wehen wieder und wurden immer stärker. Als die Hebammen in Sabines Zimmer eilten, konzentrierten sie sich darauf, das Baby aus dem Geburtskanal zu befreien. Sie sprachen nicht mit Sabine und forderten nicht zum ‹Pressen› auf, um ihre gehörlose Patientin seelisch zu unterstützen. «Ich habe mich auf mich selbst konzentriert und die Hebammen machen lassen», erzählt Sabine. Nach circa einer Stunde brachte sie ein 5.1 Kilogramm gesundes Mädchen zur Welt. Nach der Geburt war Sabine sehr froh, als alle ihr beglückwünschten und sich ihr gegenüber in der Siegerpose zeigten, um ihr mitzuteilen, dass sie eine starke Frau ist. «Das war schön», so die frisch gebackene Mutter Sabine.

Fürsorgliche Ärztin

Sabine blieb noch vier weitere Tage im Spital. «An jedem Tag ist ein anderer Arzt zu mir gekommen und die Reaktionen auf meine Hörbehinderung waren unterschiedlich. Bei einer Ärztin hatte ich das Gefühl, dass wir beide auf Augenhöhe waren. Sie trat ins Zimmer, nahm meine Hand und sagte mir knapp, aber mit deutlichen Worten: ‹Sie sind eine Powerfrau›. Das hat mich gestärkt in diesem Moment», erklärt Sabine.

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