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Christoph Staerkle

Der 70-jährige Christoph Staerkle ist gehörlos und tritt leidenschaftlich als Pantomime auf. Zuletzt hatte er einen Auftritt im Gehörlosenzentrum Zürich.

Die Pantomime beschreibt Christoph Staerkle als seine Leidenschaft und Berufung, die er schon in jungen Jahren entdeckt habe. Als einziges gehörloses Kind in einer musikalischen Familie hat er früh seine Umwelt intensiv wahrgenommen. «Mein Vater spielte Klavier, meine Mutter Orgel und meine Schwester Querflöte. Ich habe meinen Vater beim Musizieren beobachtet und gesehen, mit welch starkem Ausdruck er sein Instrument spielte», erzählt Christoph.

Beruflicher Werdegang

Christoph imitierte, was er sah, sei es das Verhalten seiner Familienmitglieder, Tiere, Pflanzen oder Gegenstände in seiner Umgebung. «Durch das Imitieren habe ich festgestellt, dass der körperliche Ausdruck meine Sprache ist», so Christoph. Später nahm sein Vater ihn zu einem Auftritt eines Pantomimen mit, wo Christoph die Körperkunst entdeckte. Von einer beruflichen Zukunft als Mime war Christoph zu dieser Zeit noch weit entfernt. So absolvierte der damals Sechzehnjährige eine dreijährige Lehre zum Tiefbauzeichner. «Für Gehörlose gab es beruflich nur sehr begrenzte Auswahlmöglichkeiten. Etwas Kreatives, Fotograf oder Musiker zu werden, war nahezu unmöglich, auch gab es keinen Zugang zu Weiterbildungen», erklärt Christoph.

Schauspielkurse

Abends nutzte Christoph die Gelegenheit, Schauspielkurse in Zürich zu besuchen. «Ich beobachtete, imitierte und stellte verschiedene Charaktere nach», so Christoph. Der Lehrer kam schliesslich auf ihn zu und fragte, woher er das Schauspiel so gut könne. «Ich dachte da nicht gross drüber nach. Ich hatte es verstanden, mit meinem Körper umzugehen und mich auszudrücken», berichtet der Künstler. Viel Übung brauchte Christoph nicht. Während die Hörenden Musik hörten, Gesprächen und Geräuschen lauschten, nahm Christoph seine Umgebung visuell wahr. «Ich saugte alles aus der Umgebung auf und habe wiedergegeben, was ich sah. Es sprudelte einfach aus mir heraus», erklärt der Mime. Er vertiefte sich in seiner Freizeit weiter in die Kunst der Pantomime und besuchte verschiedene Workshops und Kurse in der Schweiz und in Italien.

Beziehung zum Publikum

Seine künstlerische Tätigkeit als Pantomime hat er anfangs nicht als Berufung empfunden, sondern als persönlichen Ausdruck, den er gern mit seinen Mitmenschen teilt. Für seine ersten Auftritte probierte sich Christoph mutig in engen Gassen und auf grossen öffentlichen Plätzen als Strassenkünstler aus. «Lampenfieber ist ganz normal. Es braucht viel Mut, um zu starten und viel Antrieb, um weiterzumachen. Es kommt oft vor, dass dich die Menschen nicht beachten und einfach vorbeigehen», erzählt Christoph. Aber aufgegeben hat er nicht, sondern bis zum heutigen Tag viel Freude an seiner professionellen Tätigkeit empfunden. Besonders das Publikum in Italien hat es ihm angetan: «In Italien kommt das Publikum auf öffentlichen Plätzen immer näher zu dir und einige umarmen dich. In der Schweiz sind die Menschen distanzierter.» Mithilfe einer professionellen Agentur erhielt Christoph später unzählige Auftritte auf grossen Bühnen in der D-A-CH-Region. «Wenn ich alles alleine machen müsste, wäre es unmöglich, vor allem wegen des Telefonierens. Für die Arbeit der Agentur bin ich sehr dankbar», erklärt Christoph. Nach dem Auftritt auf der Bühne und der intensiven Interaktion mit seinem Publikum fühlt sich Christoph befreit. «Wenn ich die Pantomime nicht entdeckt hätte, wo wäre ich dann?», fragt sich der Künstler.

Pensionierung

Zurzeit lebt der seit zwei Jahren pensionierte Christoph mit seiner zweiten Ehefrau und ihren beiden Teenagern in Thun. Trotz seiner Pensionierung nimmt er gelegentlich Aufträge an und widmet sich weiterhin seiner Leidenschaft – der Pantomime.