Aktuelle Neuigkeiten

Barrierefreies Fernsehen

Damit Menschen mit Hörbehinderung Fernsehsendungen in ihrer Muttersprache mitverfolgen können, wird bereits ein Teil der Sendungen in Gebärdensprache produziert.

Natacha Rickenbacher ist zuständig für das barrierefreie Angebot beim Schweizer Radio und Fernsehen SRF. Das beinhaltet die Koordination für Sendungen in Gebärdensprache und mit Audiodeskription. Für die Untertitelung ist die Tochtergesellschaft Swiss TXT zuständig.

Ein historischer Moment

Der Beginn der Pandemie war insbesondere für Menschen mit einer Hörbehinderung eine grosse Herausforderung. Denn die Mitteilungen des Bundesamts für Gesundheit und des Bundesrats waren nicht barrierefrei zugänglich. Den Anstoss zur Veränderung gaben die Hörbehindertenverbände und unzählige Rückmeldungen aus der Gehörlosengemeinschaft. Die Situation war auch für Natacha Rickenbacher und für das gesamte SRG Team sehr herausfordernd: «Von heute auf morgen mussten die technischen Abläufe funktionieren, das Personal musste reagieren und die Gebärdensprachdolmetscher:innen mussten schnell verfügbar sein, damit alles reibungslos funktionieren konnte», erzählt Natacha. Sowohl für das Schweizer Fernsehen als auch für die Gehörlosengemeinschaft war die erste Live-Übersetzung einer BAG-Pressekonferenz ein historischer Moment. Schliesslich konnten RTS in der Romandie, RSI in der italienischsprachigen Schweiz und SRF in der Deutschschweiz die Pressekonferenzen zeitgleich in drei unterschiedlichen Gebärdensprachen anbieten: in Italienisch, Französisch und Deutsch. Dies führte dazu, dass im Coronajahr 2020 bereits 1018 Sendestunden – davon 318 für Pressekonferenzen – in Gebärdensprache angeboten wurden. «Ich möchte mich nochmals bei allen Beteiligten bedanken, die es möglich gemacht haben – bei der Gehörlosengemeinschaft sowie bei den Verbänden für ihren Anstoss», berichtet Natacha.

Grundlage des barrierefreien Angebots

Der Umfang des barrierefreien Angebots ist in einer Vereinbarung zwischen der SRG und den Schweizerischen Hörbehindertenverbänden festgelegt: Bis 2022 sollen pro Sendejahr 1000 Stunden in Gebärdensprache angeboten werden, 900 Stunden mit Audiodeskription und 80 % der Inhalte mit Untertitel. «Uns sind die Bedürfnisse der hörbehinderten und gehörlosen Zuschauer:innen sehr wichtig. Deshalb haben wir vor zwei Jahren eine Online-Umfrage gestartet, welche Grundlage für die Auswahl der Sendungen in Gebärdensprache war», erklärt Natacha. Zusätzlich spielen noch andere Faktoren mit: Budget, Verfügbarkeit des Studios, Distribution und technischer Ablauf. Derzeit werden folgende Sendungen in Gebärdensprache angeboten: «Tagesschau & Meteo», Bundesrats-Ansprachen, Vermisstmeldungen, «Puls», «Kassensturz», «Signes», «Rundschau», ein paar Kinderfolgen, «Schweiz aktuell», «Einstein», «mitenand», «SRF Kinder-News» sowie die Pressekonferenzen zu Corona seit März 2020. «Ich staune immer wieder, wie ruhig und sachlich die Gebärdensprachdolmetscher:innen bei uns vor der Kamera stehen. Vor allem erhalten sie keine inhaltlichen Infos vorab. Da muss man auf alles vorbereitet sein. Hut ab, also!», so Natacha.

Gehörlose Übersetzer:innen

In 2018 wurde «Signes in Gebärdensprache» ins Leben gerufen. Seither werden die Moderation und die mündlichen Passagen mit gehörlosen Muttersprachlern produziert. «Wir sehen grosses Potenzial in der Zusammenarbeit und erhoffen uns einen grossen Mehrwert für unser Angebot, aber insbesondere auch für die Gehörlosengemeinschaft. Seit diesem Jahr arbeiten wir eng mit Swiss TXT zusammen und produzieren bereits «mitenand» und die «SRF Kinder-News» mit gehörlosen Übersetzer:innen», erzählt Natacha. Alle Sendungen können auf Play SRF nachgeschaut werden.