Edward ist gehörlos, trägt zwei Cochlea Implantate und wächst bilingual auf.

Bilingualität

Was ist Bilingualität?

Bilingual aufwachsen bedeutet für Menschen mit einer Hörbehinderung neue Chancen und Einsichten. Menschen mit einer Hörbehinderung, die mit Gebärdensprache und der deutschen Sprache aufwachsen, denken und fühlen bilingual.

Bilingual aufwachsen bedeutet für Kinder und Jugendliche mit einer Hörbehinderung zwei Sprachen zu erlernen, die Gebärdensprache und die deutsche Sprache. Wie sich das Sprechen, Gebärden und Verstehen in den beiden Sprachen entwickelt, hängt vom sozialen Umfeld, der eigenen Motivation und dem Seh- und Hörvermögen ab. Durch die bilinguale Frühförderung erhalten Kinder und Jugendliche mit einer Hörbehinderung die Chance ein höheres Sprachniveau zu erreichen. Informationen, die nicht über den Hörsinn zugänglich sind, nehmen sie mit der Gebärdensprache vollständig wahr. Menschen, die zweisprachig aufwachsen und beide Sprachen anwenden, denken und fühlen bilingual. Sie wechseln flexibel zwischen den beiden Sprachen, wodurch ein lebendiger Sprachmix entsteht. Zudem hängt eine gute Sprachentwicklung von verschiedenen Bedingungen im sozialen und familiären Umfeld ab.

Lebensalter

Kinder nehmen seit ihrer Geburt alle Eindrücke zur Sprache unbewusst auf. Ohne, dass es ihnen beigebracht wird, lernen sie über unzählige Beispiele die Struktur und Funktion der Sprache kennen. Das Kind weiss, dass es Regeln dafür gibt, wie ein Satz gebildet wird. Lernen Kinder die Zweitsprache noch im Kindsalter, greifen sie auf ihre natürlichen Spracherwerbsmechanismen zurück. Der Spracherwerb erfolgt auf dem muttersprachlichen Niveau. Erfolgt der Zweitspracherwerb viel später, ist das Lernen mit Mühe und Anstrengung verbunden. Es wird schwieriger die Grammatik und Aussprache fehlerfrei zu beherrschen und das Niveau der Muttersprache zu erreichen.

Sprachliche Kontakte

Das Umfeld in dem sich der Mensch befindet hat einen grossen Einfluss auf seine sprachliche Entwicklung. Verfügen die Eltern über eine gute Sprachkompetenz erlernt das Kind das Grundgerüst der Erstsprache vollständig kennen, wodurch es für das Kind einfacher wird die Strukturen und Regeln der Zweitsprache zu verstehen und diese zu beherrschen. Um eine gute Sprachentwicklung zu gewährleisten, muss das soziale und familiäre Umfeld so gestaltet werden, dass die Sprache zum Teil des eigenen Alltages wird.

Persönliche Motivation

Menschen, die sprachlich motiviert sind, beschäftigen sich mit ihren Sprachen und wenden sie entsprechend häufig an, wodurch sich ihre Sprachkompetenz erhöht. Ziehen sie dabei eine Sprache, gegenüber einer anderen vor, ist die Sprachkompetenz in den jeweiligen Sprachen unterschiedlich stark ausgeprägt.

Für die Eltern hörbehinderter Kinder ist die bilinguale Frühförderung ein Gewinn. Sie finden durch die Gebärdensprache und der deutschen Sprache gemeinsam eine schnellere und stärkere Bindung zu ihrem Kind, so dass eine reibungslose und entspannte Kommunikation damit gewährleistet ist. Die Gebärdensprache steht ihrem Kind unmittelbar zur Verfügung und wird durch sinnvolle Konfrontationen und Interaktionen erworben. Wörter und Bedeutungen werden visuell aufgebaut, vielfältig in Bildern erklärt und entsprechend im Denkzentrum verknüpft. Das Sprachbewusstsein wird dadurch besser ausgebildet. Damit stärkt das hörbehinderte Kind nicht nur seine soziale Kompetenz, sondern auch sein Selbstbewusstsein und seine Selbstständigkeit. Das ist das grosse Plus von Bilingualität. Dabei können Kinder mit einer Hörbehinderung ihre Gedanken und Gefühle besser ausdrücken. Sie sind dann ein vollwertiges Mitglied der Familie.

Für die zukünftige Lebensgestaltung öffnen sich mit dem bilingualen Sprachmodell für das Kind neue, vielschichtige Möglichkeiten und erweiterte Chancen in allen Lebensbereichen.

«Es ist wichtig einen Weg zu finden, der zur eigenen Familie passt. Der bilinguale Weg ist für uns nach wie vor der einzige Weg, wo man dem Kind alle Möglichkeiten offenlässt. Es gibt keine Nachteile, wenn man den bilingualen Weg wählt.»
- Dominique Boomsma, Mutter von Edward

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