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«Die Gebärdensprache besteht aus fünf wichtigen Komponenten.»

Marina Ribeaud ist Verlagsleiterin vom Verlag fingershop.ch und Leiterin der Expertengruppe Lernprogramm DSGS. Die Expertin erklärt, wie die Gebärdensprache aufgebaut ist und warum die Gebärdensprache eine wichtige Ressource für Kinder ist.

Die Gebärdensprache als Ressource

Marina beschäftigt sich in ihrem Beruf aktiv mit der Entwicklung von Lehrmaterialien in Gebärdensprache. Welche Bedeutung die Gebärdensprache für gehörlose Kinder hat, erklärt sie in einem Satz: «Wichtig ist, dass die Kinder die Sprache sehen können. Auf diesem Weg kommen alle wichtigen Informationen bei ihnen an.» Hörende Babys hingegen nehmen die Sprache über ihr Gehör auf. Pro Stunde werden ca. 1600 Wörter gesprochen und insgesamt sind es nahezu 16.000 Wörter pro Tag, die ein gehörloses Kind verpasst, wenn ihm die Sprache nicht in einer verständlichen Form vermittelt wird. Oftmals wird dies aber vergessen. Dabei ist die Gebärdensprache eine wichtige Ressource für gehörlose Kinder, damit sie sich das Weltwissen in einer für sie verständlichen Sprache aneignen und folglich einen höheren Bildungsstand erreichen können.

Aufbau der Gebärdensprache

Die Gebärdensprache ist – wie die deutsche Sprache auch – eine vollwertige Sprache und hat ihre eigene Grammatik. Die Gebärdensprache besteht zwar nicht aus Lauten, kann aber in der Phonologie in fünf Komponenten aufgeteilt werden: der Handform, der Handstellung, der Ausführungsstelle, der Bewegung, den mimischen Expressionen inkl. der Kopf- und Körperhaltung. Wenn Marina das Wort «Geburtstag» gebärdet, ist ihre Hand flach, der Daumen gespreizt (Handform) und befindet sich in einer horizontalen Position (Handstellung) am Hals.

Dort ist der Ort, an dem die Gebärde mit der Hand ausgeführt wird (Ausführungsstelle). Danach bewegt sie ihre Hand frontal von ihrem Hals weg und führt sie wieder in die Ausgangsposition zurück (Bewegung). Mit einem Lächeln (mimische Expression) unterstreicht sie, dass sie sich auf den Geburtstag freut. «Für die Gehörlosen ist die Gebärdensprache ohne Mimik wie für Hörende die Sprache ohne Ton», erklärt die Expertin.

Ändert man eine der fünf Komponenten, erhält die Gebärde eine völlig neue Bedeutung. Lange Zeit war die Gebärdensprache in den Schulen für Gehörlose verboten und man konzentrierte sich auf das Erlernen der Lautsprache, welche nur mühsam und mit grossem Aufwand von den Gehörlosen erlernt wurde. Dabei blieb der reguläre Schulstoff grösstenteils auf der Strecke. Als Folge daraus sind Bildungslücken entstanden. «Es wäre falsch, den Kindern die Gebärdensprache vorzuenthalten. Sie sollten die Sprache bekommen, die für sie am einfachsten ist. Dann sind sie auch motiviert», erklärt Marina.

Weichen stellen für das Leben

Da in der frühen Kindheit die wichtigen Weichen für das spätere Leben gestellt werden, ist es wichtig, dass die Kinder bereits früh gefördert werden und optimale Rahmenbedingungen für ihre Sprachentwicklung geschaffen werden. «Das Lernprogramm von Sonos ist ein wichtiges Element in der Entwicklung optimaler Lehrmaterialien für hörbehinderte Kinder», so Marina.