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Elternveranstaltung: «Sprachentwicklung und Chancen trotz/mit Hörbehinderung?!»

Hochkarätige Referentinnen gaben bei der 5. Bündner Elternveranstaltung «Sprachentwicklung und Chancen trotz/mit Hörbehinderung?!» im Schulheim Chur einen Einblick in die Erfahrungen aus ihrer langjährigen Arbeit.

Das Ziel der Elternveranstaltung der Fachstelle für Bilinguale Bildung (FsB) ist, Eltern und Fachpersonen für die Bedeutung der Gebärdensprache zu sensibilisieren, um die Integration von Kindern in öffentlichen Bildungseinrichtungen zu unterstützen. «Die bilinguale Frühförderung spielt eine grosse Rolle beim Spracherwerb und bei der kognitiven Entwicklung von Kindern mit einer Hörbehinderung», betont der Präsident vom Bündner Hilfsverein für Gehörlose BHFG, Felix Urech.

Aus diesem Grund sind die Erfahrungen der Referentinnen für Eltern hörbehinderter Kinder eine wertvolle Bereicherung. «Wir sind wegen unserer Tochter auf die Fachstelle für Bilinguale Bildung gestossen. Der Austausch mit den Eltern und Fachpersonen ist für uns sehr wichtig, da wir uns den bilingualen Weg entschieden haben. Die Finanzierung von Gebärdensprachkursen ist immer eine Hemmschwelle. Wir sind in der Schweiz ein bisschen im Hinterland mit der Gebärdensprache», bemerkt der Besucher Donat Simeon.

Um den Spracherwerb ihrer Kinder zu fördern und ihnen die Freude an der Kommunikation zu geben, muss die Gebärdensprache in Interaktion mit dem sozialen Umfeld erlernt werden. «Es ist nicht notwendig als Elternteil in einen Gebärdensprachkurs zu gehen und zu warten bis die Gebärdensprachkenntnisse perfekt sind. Es ist wichtig ihr Kind so früh wie möglich zu fördern und die Gebärdensprache aktiv im Alltag zu integrieren», erklärt Transformationscoach Sandra Friedrich von clop2.

Sobald Eltern die Gebärdensprache in ihren Alltag integrieren, entwickeln sie ein Gespür dafür, wie sich ihr Kind fühlt und bauen eine stärkere Bindung zum Kind auf. Mit dem Erlernen der Gebärdensprache können Eltern und Kind ungehemmt miteinander kommunizieren. «Viele meiner Klienten kommen bei Beziehungsproblemen oder Schwierigkeiten am Arbeitsplatz in meine Beratung, weil ihren Eltern die Gebärdensprachkompetenz fehlt. Ihnen mangelt es beim familiären Rückhalt, weil die Kommunikation mit ihren Eltern nur begrenzt möglich ist und keine tiefgründigen Gespräche erlaubt», so Sandra Friedrich.

Die Gebärdensprache mindert psychische Belastungen und ist für das zukünftige Leben von Kindern mit einer Hörbehinderung ein Gewinn. «Kinder, die bilingual aufwachsen stehen mit beiden Beinen im Leben und wissen wo sie sich Hilfe holen können. Sie haben gelernt ihre Opferhaltung abzulegen und selbst aktiv zu werden», gebärdet die Visualpädagogin Marina Ribeaud. Für die Sprachwissenschaftlerin Dr. Penny Boyes Braem ist die Zweisprachigkeit eine Chance mit unterschiedlichen Menschen zu kommunizieren: «Da hörende Kinder von Natur aus viel Gestik benutzen, müssen wir der Fähigkeit, die wir schon haben, mehr Aufmerksamkeit schenken», führt sie weiter aus.

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