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«Die bilinguale Frühförderung hat keine Nachteile»

Für die Familie Boomsma ist die bilinguale Frühförderung wichtig, um Edward die Türen zu zwei Sprachkulturen zu öffnen, der Gebärdensprache und der deutschen Sprache. Durch den Zugang stehen Edward mehr Handlungsmöglichkeiten zur Verfügung, um sein Leben frei auszugestalten.

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Nach der Frühgeburt ihres Kindes, stand für die Familie Boomsma das Wohl von Edward an erster Stelle. Sie kontaktierten eine Erstberaterin, die die Sorgen und Ängste der Eltern ernst nahm und Kontaktinformationen vermittelte, die der Familie dabei halfen eine Orientierung zu bekommen. Die Eltern recherchierten viel und entschieden sich für den bilingualen Weg. «Es ist wichtig einen Weg zu finden, der zur eigenen Familie passt. Wir haben uns für den bilingualen Weg entschieden. Mit dem bilingualen Weg gibt es nur Vorteile, keine Nachteile», freut sich die Mutter, Dominique.

Gleichzeitig mit der Entscheidung für die bilinguale Frühförderung meldeten sich die Eltern für einen Heimkurs in Gebärdensprache an und kontaktierten eine Audiopädagogin, welche die ganzheitliche Entwicklung von Edward unterstütze. Für die Familie war es eine neue und interessante Erfahrung in die Sprachkultur der Gebärdensprachgemeinschaft einzutauchen.

Um ihrem Sohn die Tür zur Gebärdensprachgemeinschaft offen zu halten, war es für die Eltern wichtig, dass er die Gebärdensprache lernt. Da die Familie Boomsma und ihr Umfeld hörend sind, sollte Edward die Chance bekommen, ebenfalls Teil ihrer Gemeinschaft zu werden. «Da wir Teil der hörenden Gemeinschaft sind, ist es uns wichtig, dass er dort ebenfalls einen Zugang hat. Aus diesem Grund haben wir uns auch für das Cochlea Implantat entschieden», erklärt Dominique.

Für die Eltern ist es eine Herzensangelegenheit ihrem Sohn alle Möglichkeiten an die Hand zu geben, sodass er später selbst entscheiden kann, welchen Weg er gehen möchte. Dieser Wunsch bestärkte die Eltern darin, sich immer neu zu motivieren, um mit Edward zu gebärden. «Am Anfang war es sehr frustrierend für uns, da Edward nur wenig mit uns gebärdete und wir nicht wussten, welche Gedanken er hegte und was er sich wünschte. Wir motivierten uns immer wieder neu mit ihm zu gebärden, um ihn zu verstehen», erzählt Dominique. Die Eltern waren überzeugt, dass Edward irgendwann mehr kommuniziert und gaben ihm Zeit in seiner Entwicklung. Die Heimkurse und die Lernmaterialien des Verlags fingershop.ch unterstützten die Familie dabei, sich intensiver mit der Gebärdensprachgemeinschaft auseinanderzusetzen und sich in die Bedürfnisse ihres Sohnes einzufühlen.

Durch den Kontakt mit Gleichaltrigen im Zentrum für Gehör und Sprache, einer Schule für Kinder mit einer Hör- und/oder Sprachbeeinträchtigung in Zürich, hat Edward zunehmend angefangen mehr zu kommunizieren. «Seit Edward im Zentrum für Gehör und Sprache ist, blüht er auf, seine Hände fliegen nur so und er bringt neue Gebärden nach Hause. Das erste Mal, als mir Edward eine ganze selbst erfundene Geschichte erzählt hat, werde ich nie vergessen», erzählt Dominique gerührt. Auch die Geschwister haben ihren kleinen Bruder Edward in ihr Herz geschlossen. Sie sind ganz davon angetan, dass er von Lebensenergie nur so strotzt und er ein lebensfroher und aufgeweckter Junge ist. Gleichermassen ist es für sie ein besonderes Erlebnis in der Gebärdensprache mit ihm zu kommunizieren. «Ich finde es toll, dass wir ihn verstehen können, wenn er gebärdet. Man muss auch nicht über den Parkplatz schreien. Und manchmal macht Edward Blödsinn, das finde ich lustig an ihm», lacht Edwards Schwester, Leona. Auch sein Bruder findet Spass daran. «Er hat so viel Energie und probiert einfach alles aus», freut sich Linus.

Damit Edward seine Lebensfreude- und -energie beim Spielen mit anderen Kindern unbeschwert ausleben kann, trifft sich die Familie Boomsma zu Freizeitaktivitäten mit Familien, die ebenfalls ein hörbehindertes Kind haben. Die Kinder sind bei den Treffen unter sich und vergessen die Welt um sich herum. Sie knüpfen neue Freundschaften und stellen fest, dass sie mit ihrer Hörbehinderung nicht alleine sind. «Es ist ganz toll, zu sehen, dass neue Freundschaften zwischen den Kindern entstehen», sagt Dominique begeistert. Zudem sind die Freizeitaktivitäten eine gute Gelegenheit für die Eltern, um sich mit Eltern, die mit ihrem hörbehinderten Kind in einer ähnlichen Situation sind, über Erziehungsfragen und neue Erfahrungen auszutauschen.

Auch wenn die Familie Boomsma die Zeit zurückdrehen und einen neuen Weg wählen könnte, würde sie sich wieder für den bilingualen Weg entscheiden. «Der bilinguale Weg ist für uns nach wie vor der einzige Weg, wo man dem Kind alle Möglichkeiten offenlässt. Es gibt keine Nachteile, wenn man den bilingualen Weg wählt», erklärt Dominique. Für die Familie hat sich das Warten gelohnt. Für sie ist es ein schönes Erlebnis sich mit ihrem Sohn Edward über seine Gedanken und Gefühle austauschen zu können. Mit der Zunahme des Gebärdensprachwortschatzes, wächst der kommunikative Austausch innerhalb der Familie und bringt alle Familienmitglieder näher zusammen.

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